Großbritannien. (Dezember 6.—18.) 231
Jahre 1886 sich weigerten, Herrn Gladstone zu folgen auf dem Wege, der
nach ihrer Ueberzeugung zu einer Gefährdung der Sicherheit des Reiches
führen mußte. Ich stimme mit Lord Salisbury überein, daß man sich nicht
leichten Herzens und um geringer Ursache willen von alten Freunden und
politischen Beziehungen trennen kann. Nicht um niedriger, persönlicher oder
privater Fragen willen kündigt man aber Führern die Gefolgschaft. Man
thut dies nur dann, wenn, wie im vorliegenden Fall, die Existenz oder
wenigstens die Sicherheit des Staates in Frage steht. Selbst nachdem der
Bruch erfolgt war, gab es viele von uns — und ich selbst befand mich
darunter —, welche hofften, daß derselbe nur vorübergehend sein würde,
welche glaubten, daß die Gladstonianer bald umkehren würden auf dem
Pfade, den sie, wie wir wohl wußten, nur mit großem Widerstreben einge-
schlagen haben. Wir haben damals eine baldige Wiedervereinigung in Aus-
sicht genommen. Wenn ich jetzt daran erinnere, so thue ich es, um zu sagen,
daß seitdem die Kluft sich erweitert und vertieft hat. Gegenwärtig erwarte
ich keine Wiedervereinigung mehr, noch wünsche ich sie. (Lauter wiederholter
Zuruf, Bravo und Tücherschwenken.) Die Gladstonianer haben die Politik
der Parnelliten angenommen. Ja, und noch etwas mehr. Sie haben ihre
Grundsätze, ihre Methoden und sogar ihre Manieren angenommen. In-
zwischen sind die beiden Zweige der Unionistenpartei in immer engere und
herzlichere Beziehung getreten. Vorurteil ist zerstreut und Vertrauen erzeugt
worden. Die letzten fünf Jahre hindurch haben wir unter derselben Fahne
gefochten. Gemeinsam haben wir Siege gewonnen, gemeinsam Verluste er-
litten. Und jetzt, sage ich, sind wir entschlossen, welches immer die Wechsel-
fälle des langen Kampfes sein mögen, in welchem wir stehen, zusammen zu
marschieren Schulter an Schulter (lauter Zuruf), bis unser Ziel erreicht
ist und bis wir endgiltig die elende Verschwörung (the vile conspiracy)
niedergeworfen haben, welche die Integrität unseres Staates bedroht hat.“
In einer Sitzung der Londoner Handelskammer erbrtert der
Schatzkanzler Goschen den Plan, betreffend die Vermehrung des
Goldvorrats der Bank von England durch die Emission von Ein-
pfundnoten, und erklärt dabei folgendes:
Nachdem die Gesamtnotenausgabe eine Höhe von 38 Millionen unter
denselben Bedingungen wie bisher erreicht haben würde, würden ½ des
Notenbetrages gegen Gold und ½ gegen Wertpapiere emittiert werden. Sollte
dies den Goldvorrat bedeutend vermehren, so würde er in den Bestimmungen
des Bankgesetzes insofern Erleichterungen eintreten lassen, daß die Bank in
den Stand gesetzt sei, im Falle einer inneren Krisis Noten gegen Wertpapiere
unter der Bedingung auszugeben, daß die Bank für eine solche Emission
erhöhte Zinsen an die Regierung zahle. Der Plan, Einpfundnoten auszu-
geben, solle keinen obligatorischen Charakter haben, seine Ausführung hänge
von der Aufnahme von seiten des Publikums ab. Von der Ausführung
des Planes, Zehnschillingsnoten gegen Silberdeckung auszugeben (vgl. 28. Jan.),
sei Abstand genommen Sollte jedoch das Ausland seine Münzstätten zur
freien Silberprägung öffnen, so würde die Bank von England aufgefordert
werden, von der Bestimmung des Bankgesetzes Gebrauch zu machen, welche
der Bank gestattet, ½ ihres Metallvorrats in Silber anzulegen.
6. Dezember. (London.) Verlobung des Thronfolgers, des
Prinzen Albert Viktor, Herzogs von Clarence mit seiner Kousine,
der Prinzessin Viktoria Marie von Teck.
18. Dezember. (Canada.) Heftiger Konflikt zwischen dem