106 Elftes Buch. Erstes Capitel.
Briefe an Ludwig XV, beruhe die damalige Macht der Königin: dem
Besitze von Baiern, den Hülfsquellen, die sie aus Böhmen ziehe, der
englisch-hannoverschen Unterstützung; wenn man seinem Plane folge,
werde man ihr dieselben sämmtlich entziehen.
Nur Ein großes Bedenken hegte er noch: daß er, trotz der er-
wähnten persönlichen Annäherungen, Rußlands nicht ganz sicher war.
Noch ehe Friedrich seinen Ministern Mittheilung machte, hat er sich
gegen seinen Gesandten in Petersburg eröffnet und ihn beauftragt,
wenn er die Stimmung günstig finde, der Kaiserin in Vorschlag zu
bringen: entweder daß sie ihn mit einem Corps leichter Truppen
unterstütze oder daß sie ihren Einfluß auf den sächsischen Hof an-
wende, um diesen zur Ruhe zu vermögen, oder wenn sie nicht für
ihn, daß sie doch auch wenigstens nicht gegen ihn sei 7.
Mardefeld, der in Rußland durch langen Aufenthalt beinahe
einheimisch geworden war und seinen Auftrag unverzüglich, geheimniß-
voll und geschickt vollzog, antwortete dem König: auf bewaffnete
Hülfe dürfe er nicht rechnen, da man in Rußland jetzt Alles ver-
meide, was Kosten verursachen könne; aber die Kaiserin wünsche noch
immer, daß die Tripelallianz zu Stande komme, und was die große
Unternehmung anbetreffe, so habe sie gesagt, sie werde derselben kein
Hinderniß in den Weg legen 2).
Einer förmlichen Unterhandlung bedurfte es hierauf nicht weiter.
Die Kaiserin wiederholte nach einigen Tagen ihre Erklärung; sie
konnte dem König fürs erste genug sein. Die in diesen Tagen nach
der Rückkehr von Pyrmont vollzogene Vermählung des Kronprinzen
von Schweden mit der Prinzessin Ulrike von Preußen begründete ein
Familienverhältniß, von dem sich doch auch einige politische Rück-
wirkung erwarten ließ.
So weit waren die Dinge vorbereitet, als ein Ereigniß eintrat,
in dem nach der damaligen Beschaffenheit der Umstände die dringendste
Aufforderung lag, unverzüglich einzugreifen.
le 7. Juin, mit einem Briefe an Belleisle, Frankfurt 17. Juni. Er bemerkt
darin, der König habe folgende Besorgnisse: 1) sur son traité avec les Mos-
Covites; 2) de ne pouvoir prendre Pragues avant le secours du prince
Charles; 3) dque la France ne I’abandonne quand ül aura levé le bouclier.
1) (II faut) que je sois bien avec la Russie soit pour la faire entrer
dans le plan, que je me proposc, ou du moins qu’'elle n#'y apporte d’'em-
Pechement.
2) Mardefeld, 19. April: L'impératrice à positivement assuré qwelle
ne mettroit point d'empechement à certaine grande affaire; wiederholt
am 23.