Nächste Wirlungen des preußischen Angriffs. 115
Armee über den Rhein begrüßt. Auf diese Nachricht, welche der
Königin zu Bruck an der Leitha gebracht ward, eilte sie nach der
Hauptstadt zurück; in ihrer Gegenwart wurde ein feierliches Tedeum
gehalten. Daß aber damit für ihren Hauptzweck, die Entschädigung
für ihre Abtretungen, viel gewonnen sei, ließ sich nicht sagen: Loth-
ringen konnte man nicht ernstlich angreifen, da es statt Toskanas
abgetreten worden; die Plätze im Elsaß waren so gut im Stande,
Straßburg noch durch Vaubans Fortificationen, daß es für eine
Armee, der schwächere Plätze so viel zu schaffen gemacht hatten und
deren Stärke in den leichten Truppen bestand, kaum möglich schien,
sie zu erobern.
Indem lief die Nachricht ein — am 5. August — daß der
König von Preußen den sächsischen Hof um den Durchzug seines
schweren Geschützes gebeten habe. Am 7. machte der preußische Ge-
sandte die amtliche Erklärung, daß sein Herr dem Kaiser Hülfsvölker
senden werde, weil er nicht dulden könne, daß die Truppen des
Reichsoberhauptes aus dem Reiche verdrängt und derselbe gleichsam
„mit Stumpf und Stil“ vom Reichsboden vertilgt werden solle. Man
sah den gefährlichsten Gegner in dem alten Bunde mit Frankreich
und dem Kaiser sich wieder erheben und auf einen Einfall in Böhmen
denken.
Ein Ereigniß, in diesem Augenblick nicht erwartet, den be-
gonnenen Unternehmungen entgegenlaufend, aber in der Hauptsache
nicht unerwünscht.
Denn welches war, seitdem die baierisch-französischen Angriffe
zurückgewiesen worden, der ganze Zweck der Fortsetzung des Krieges?
War es nicht eben der, für die Abtretungen, welche Oesterreich an
Preußen gemacht, eine Entschädigung zu erlangen? Man stieß dabei
auf unermeßliche Schwierigkeiten, aus der ganzen Lage der europäischen
Verhältnisse entspringend, schwer oder niemals zu beseitigen. War es
da nicht das Beste, Schlesien selber wieder zu erobern? Bisher war
man durch den von England garantirten Breslauer Frieden daran
verhindert. Jetzt fühlte man sich von dieser Rücksicht befreit; der
Breslauer Friede erschien durch den Einfall in Böhmen gebrochen.
Man wunderte sich beinahe über den gutmüthigen und verblendeten
Diensteifer Friedrichs II. Die Königin erinnerte sich, wie ernstlich ihr
von französischer Seite Friedensbedingungen vorgeschlagen worden
waren, bei denen es ihrem Gutdünken überlassen geblieben wäre,
Schlesien wiederzunehmen. Nicht die Königin selbst, aber einer ihrer
Minister, Graf Kinsky, hat behauptet, daß man auch ein Schreiben
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