Politische Berhältnisse in den ersten Monaten des Jahres 1745. 137
habe 1). Ein Hauptmotiv war aber, daß man dort nichts mehr, als
eine Erweiterung Baierns durch Besitzungen in Schwaben fürchtete,
wodurch der vornehmste Einfluß im Kreise an Baiern fallen würde.
Unter andern hatte Friedrich auch den Herzog von Holstein, Groß-
fürsten von Rußland, zur Theilnahme an der Union eingeladen; die
Antwort war, daß weder dessen jetzige Würde noch die mangelnde
Volljährigkeit einen solchen Schritt gestatte.
In der unmittelbaren Nachbarschaft von Baiern fand der Kaiser
den heftigsten Gegensatz. Bei dem Tode des Erzbischofs Firmian
von Salzburg trug das dortige Capitel kein Bedenken, österreichische
Truppen in die Landescasernen aufzunehmen. Wie ganz anders wäre
es gegangen, wenn die Preußen Budweis behauptet, die Vaiern nach
Linz vorgedrungen wären, dann hätte Cardinal Sinzendorf, nunmehr
Friedrichs Freund, der dort zu dem erledigten Sitz in Vorschlag ge-
bracht war, Aussicht gehabt, dazu zu gelangen; allein, das war
nun einmal nicht geschehen, und die feindlichen Truppen behielten
den Platz. ·
Nun war darum für die Hauptsache, d. i. die Kriegführung im
Reiche, noch wenig verloren. Der Kaiser hatte doch seinen Aufenthalt
von Frankfurt, wo er sich als ein Verbannter vorkam, wieder nach
München verlegen können; während Friedrich die österreichischen Waffen
beschäftigte, war Freiburg und der Breisgau für Carl VII erobert
worden; das französische Heer, das diese Eroberung vollzogen, hielt
jene Gegenden besetzt: ein anderes nahm eine starke Stellung am
Mittelrhein und an der Lahn ein. Noch hielt die Union unter dem
Namen des Kaisers zusammen; die kaiserliche Armee, verstärkt von
hessischen und pfälzischen Truppen, schien ansehnlich genug, um im
nächsten Frühjahr nicht allein die Eroberung der noch von den Oester-
reichern besetzten baierischen Festungen zu unternehmen, wozu dann
die Franzosen ihre Geschütze herbeischaffen wollten, sondern auch in
Oberösterreich einzudringen. Wir brauchen nicht auszuführen, wie
sehr für die Vertheidigung von Schlesien eine Bewegung dieser Art
dem König von Preußen zu Statten gekommen sein würde. Mar-
schall Belleisle, von einem der vereinten Höfe zu dem andern gehend,
hatte sich auch nach Berlin begeben sollen, um einen den veränder-
1) Neben dem Schreiben des Herzjogs vom 24. October erschienen die
Reflexions d'un cosmopolite eines Würtembergischen Ministers. Er schreibt
dem Kaiser die Absicht zu: de s'acqucrir une autorité distingucce dans lo
dit cercle, d’eluder peu à peu les prérogatives directoriales de la maison
de Wurtemberg.