Ærstes Eapitel.
Politik während des Erbfolgekrieges.
Nicht selten hat man Friedrich II bei seinen ersten Kriegsunter-
nehmungen mit Carl XII verglichen: doch war zwischen beiden der
größte Unterschied.
Carl XII hat einst bekannt, wenn er sich zu einem Frieden ent-
schließe, so denke er schon an einen neuen Krieg; er könne im Frie-
den zu Hause nicht leben. Friedrich II hatte eine Eroberung gemacht,
die er für politisch nothwendig hielt, eine sichere, angesehene Stellung
erworben. Das ließ er sich genügen. Das letzte Jahr hatte er die
Waffen nur für den Frieden geführt; er suchte ihn ferner zu behaup-
ten, während der ganze Westen von Europa im Kriege begriffen war,
und Alles sich bemühte, ihn in denselben zu ziehen.
Nicht als einen officiellen Antrag, aber als einen Vorschlag,
über den der Gesandte berichtete, will ich einen merkwürdigen Ge-
danken erwähnen, den die zweifelhafte Lage der allgemeinen Angelegen-
heiten in England hervortrieb.
Carl Eduard, der vielleicht eine größere Rolle gespielt haben
würde, hätte er sich entschließen können, seine Macht in Schottland
zu concentriren, war von seinem abenteuerlichen englischen Unter-
nehmen nach Schottland zurückgekommen; hier fand er wirkliche Sym-
pathien in Hochland und Tiefland, und nicht so leicht schien er zu
verderben.
Ohne Zweifel hatte er sich zu beklagen, daß die Franzosen ihm
nicht ernstlicher zu Hülfe kamen, aber daß diese, indem sie es unter-
ließen, sich dagegen auf Brüssel warfen, welches ihnen keinen Wider=
stand leistete, konnte doch auch für England die unangenehmsten Ver-
wickelungen herbeiführen.
v. Nanke'" Werke XXIX. 15