Full text: Königlich-Baierisches Regierungsblatt. 1806. (1)

suchen, daß er — Allen Alles werde; d. h. 
seinen Schülern das für sie Gehörige zu- 
wende, ohne dabey das seinen Schüle- 
rinnen besonders zu wissen Nöthige unbe- 
merkt zu lassen. 
. . 
Weit weniger Schwierigkeiten in An- 
wendung des neuen Lehrplanes auf die weib- 
lichen Schulen werden jene Lehrer und Leh- 
rerinnen fsinden, denen nur Mädchen zu 
unterrichten obliegt. Diese werden in allen 
Zweigen des Unterrichtes eine einförmigere, 
ganz auf die Natur, Verhältnisse und Be- 
stimmung des Mödchens berechnete Lehrart 
befolgen; alle Beyspiele und Gleichnisse 
zur Erläuterung ihrer Lehren und zur Ver- 
sinnlichung schwererer Begriffe aus dem Le- 
bens= und Geschäáftskreise des Mädchens her- 
nehmen; manchen Gegenstand, der für Kna- 
ben ausführlich behandelt werden muß, mit 
Wenigem berühren, um sich dagegen über 
andere, das Mädchen oder Weib, als sol: 
ches, mehr interessirende oder näher ange- 
hende Dinge weiter verbreiten zu können, 
worüber in dem seiner Zeit nachfolgenden 
allgemeinen Methodenbuche mehrere 
und deutlichere Winke werden gegeben werden. 
Besondere Vorschriften und Un- 
terrichts-Vortheile. 
I. Gott. 
S. 
Frohsinn ist der Ingend beglückende, 
herrschende Gemüthsstimmung, und Fröh- 
I. 
27 
lichkeit und Freude sind daher ihre na- 
türlichsten Empfindungen. Ein Unterricht, 
der dem Kinde fage, was es thun soll, um 
immer fröhlich zu leben, und was es mei- 
den soll, um nie traurig zu werden, 
kann ihm also nicht anders als sehr willkom- 
men seyn. Dieß sey daher der vorzüglichste 
Zweck des Religions= Unterrichtes; dieß 
leiste der. Sitten= und Tugendlehrer. Da- 
von gehe er aus, darauf kehre er zurück. 
2. 
Der Freuden-Unecerricht beginne 
mit der Lehre vom Guten (dem lebblichen 
und geistigen) als dem Inbegriffe aller Freu- 
den; und gehe von diesem zum phyüschen 
und moralischen Bösen über, als dem In- 
begriffe alles Uebels, das dem Meonschen 
wiederfahren kann, zu Folge des schönen 
Spruches: 
Das Gute giebt uns reine Freuden; 
Das Böse nur Verdruß und Leiden. 
S. 3. 
Mit dem Begriffe gut ist der Begriff 
Gott so innigst und wesentlich verbunden, 
daß sich beyde gar nicht ohne einander den 
ken, vielweniger von einander trennen lassen.) 
Bey dem Unterrichte vom ersteren (vom Gu- 
ten) ist daher die Lehre von Gotc, dem 
allgemeinen Freudengeber, von dessen 
vornehmsten Eigenschaften, und insbesondere 
von dessen Bater-Verhältnisse zu den 
Menschen in der den Kindern faßlichen Spra: 
che und mit beständig vergleichendem Rück- 
blicke auf Eltern und Lehrer, wo möglich, 
zu verweben.
	        
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