Full text: Königlich-Baierisches Regierungsblatt. 1808. (3)

1702 
  
1701 
(Die Errichtung der Schulen fär Landärzte be- 
treffend.) 
Wir Marximilian Joseph, 
von Gottes Gnaden König von Baiern.= 
Scäts von dem Wunsche beseele, das Ge- 
sundheicts-Wohl Unserer Unterthanen sicher 
zu stellen, und denselben in ihren Krankheiren 
eine gute arzkliche Hülfe zu verschaffen, haben 
Wir seit dem Anrrirte Unserer Regierung nicht 
aufgehört, Unsere Sorgfalt auf die Verbesse- 
rung der medizinischen Lehr-Anstalten, auf die 
Anstellung einer grösseren Anzahl geschickter 
Aerzte, und auf eine zweckmässige Ausübung 
der Arznei: Wissenschaft in der Privarpraris 
sowohl, als in der Seaars= Arzneikunde zu 
richten. 
Niches desto weniger haben Wir mit Be- 
dauern wahrgenommen, daß, Unserer bisherigen 
Verfügungen ungeachtet, der größte Theil 
Unserer Unterthanen, die Landleute ndmlich, 
und der 4rmere Theil der Bürger in den 
Städren in einem unverhältnißmdssig geringe- 
ren Grade von allem Demjenigen Vertheil zog, 
was der Staat fuͤr die Aufnahme der Arznei- 
Wissenschaft und fuͤr die bessere Ausuͤbung 
derselben gethan hat. 
Wir haben gefunden, daß der Grund hievon, 
ausser den Lokalitaͤts- Verhaͤltnissen, theils in 
der Entfernung liegt, in welcher der im hoͤheren 
Sinne wissenschaftlich gebildete Arzt, sowohl 
durch den hoͤheren Grad seiner Kultur, als 
durch den hoͤheren Preis, den er seiner kost- 
spieligen Ausbildung wegen auf seine Huͤlfe 
sezen muß, theils in dem zweckwidrigen Zustande 
gesucht werden muß, in welchem sich bisher 
diejenigen Schulen befanden, aus denen die 
Individuen hervorgehen sollten, die durch ihre 
Ortsnaͤhe, groͤssere Wohlfeilheit und verwandte 
Denkart vorzüglich dazu geeigner seyn müssen, 
der weniger bemittelten Volksklasse in ihren 
Krankheicen beizustehen. Es wurden in den- 
selben nach einer nicht zweckmassigen Methode 
Wundärzte und Geburtehelfer, aber keine me- 
dizinischen Aerzte erzogen, und da der Land- 
mann, so wie die untere Klasse der Bürger 
in den Städten, den im höheren Sinne wissen- 
schaftlich gebildeten Arzt nicht brauchen wollte 
und konnte, so wendete er sich bei seinen Krank- 
heiren, um nicht hülflos zu bleiben, an After- 
Aerzte aller Art, und die Wundiczte selbst 
wurden, durch die Gelegenheit und Armurh 
verleiket, insgemein zu medizinischen Pfuschern. 
Um demnach der unteren Volksklasse auf dem 
Lande und in den Seädten eine gute, nahe, wohl- 
feilere, und dem Grade ihrer Kultur mehr 
entsprechende ärzeliche Hülfe zu verschaffen, und 
zugleich das Unwesen der Pfuscherei auf die 
angemessenste Weise abzustellen, haben Wir 
auf eine gänzliche Reform der jezk bestehenden 
chirurgischen Schulen Bedachtgenommen. Die 
Unterrichts: Methede auf denselben soll durch- 
aus zweckmässiger eingerichter, und auf deu- 
selben sortan, nebst der Wund-Arzneikunst und 
Geburcshülfe, auch derjenige Theil der Heil- 
kunde gelehrt werden, der in blohß technischer 
Hinsische zunächst auf die Heilung medizinischer 
Krankheiten Bezug hat; mit Ausschliessung 
aller Zweige dieser Wissenschaft, deren sich der 
im höheren Sinne auozubildende Arzt bemäch- 
tigen muß, theils um die Wissenschaft umfas-
	        
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