Full text: Königlich-Baierisches Regierungsblatt. 1809. (4)

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Schuͤler also zur Primaͤrschule kommen, von 
denen sich waͤheend des Primaͤrunterrichtes 
selbst erst offenbart, daß sie zu dem eigent- 
lich gelehrten Studium entweder keine Nei- 
gung oder kein Geschick, dabei aber doch 
Anlagen genug haben, um sich in einer an- 
deren Berufsart auszuzeichnen: so muß an 
die Primärschule sich nicht bloß ein Pro- 
gymnasium, sondern nothwendig noch eine 
andere Anstalt, die Realschule, anschlie- 
ßen, die solche Primärschüler (unter denen 
verzügliche Köpfe gar wohl seyn können) 
entweder für eine Kunst oder höhere Ge- 
werbsart mit den nöthigen Kenntnissen aus- 
rüstet, oder als Vorschule für höheres Na- 
tur: und Kunst= S#iudium, oder auch zu 
Milirärschulen zweckmässig vorbereiter. 
c) Aus diesem Verhältnisse der Realschule 
zu der Primärschule erhellt aber auch zugleich, 
daß es für einen Primärschüler nichr noth- 
wendig sey, alle Lehrkurse der Primürschule 
z durchlaufen; daß er vielmehr, wenn sich 
DNagel an Geschick oder Neigung zum 
Sxrrach= und gelehrten Studium früher bei 
ihm errscheidet, sofern er nur dagegen mehr 
Geschick für Natur= und Kunst: Studium 
zeigt, und die von der Realschule als Auf- 
nahmsbedingung vorausgesezten Kenntnisse 
sich erworben hat, auch vor Vollendung des 
ganzen Primär-Kurses in die Realschule 
übertreten kann. 
d) Eben so bilder die Realschule auch 
nicht ein durchaus nothwendiges Mittelglied 
wischen der Primärschule und dem Real- 
institute; indem es gar wohl geschehen kam, 
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daß ein Schuͤler zwar das Studium der 
griechischen Sprache, welches mit dem Ein- 
tritte in das Progymnasium beginnt, 
fuͤr seinen kuͤnftigen Beruf oder auch fuͤr 
seine Bildung uͤberhaupt zutraͤglich oder noth- 
wendig haͤlt, und sich zugleich in der lateini- 
schen Sprache noch weiter vervollkommnen 
will, gleichwohl aber entweder überhaupt 
nicht zum akademischen, oder doch nicht zum 
gelehrten und spekulativen Studium überzu- 
gehen Lust hat; und folglich zwar das Pro- 
gymnasium besucht, von demselben aus 
aber nicht zum Gymnasium, sondern 
zum Realinstitute übergeht. Eben so 
kann sich auch bei einem Schüler erst wäh= 
rend des Progymnasiums der Mangel an 
Geschick oder Neigung zum Sprach= und 
gelehrten Studium vollständig entscheiden, 
und dagegen Geschick oder Neigung zum 
Natur = und Kunst-Studium mehr entwi- 
ckeln; einem solchen kann ebenfalls, sofern 
er nur bie dazu erfoderlichen Vorkenntnisse 
mitbringe, verstattet werden, aus dem Pro- 
gymnasium unmittelbar in das Realinsti- 
(tut, mit Uebergehung der Realschule, 
einzutreten. 
e) Dagegen könnte ein Uebergang aus 
der Realschule höchstens in das Pro- 
gymnasium, niemals aber in das Gym- 
nasium gestattet werden, weil der ganze 
Gymnasialunterricht eine in der Realschule 
nicht zu erwerbende Fertigkeit in den alten 
Sprachen voraussezen muß. So kann auch 
aus der Primärschule kein Schüler in 
das PDrogymnasium aufgenommen wer-
	        
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