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Schuͤler also zur Primaͤrschule kommen, von
denen sich waͤheend des Primaͤrunterrichtes
selbst erst offenbart, daß sie zu dem eigent-
lich gelehrten Studium entweder keine Nei-
gung oder kein Geschick, dabei aber doch
Anlagen genug haben, um sich in einer an-
deren Berufsart auszuzeichnen: so muß an
die Primärschule sich nicht bloß ein Pro-
gymnasium, sondern nothwendig noch eine
andere Anstalt, die Realschule, anschlie-
ßen, die solche Primärschüler (unter denen
verzügliche Köpfe gar wohl seyn können)
entweder für eine Kunst oder höhere Ge-
werbsart mit den nöthigen Kenntnissen aus-
rüstet, oder als Vorschule für höheres Na-
tur: und Kunst= S#iudium, oder auch zu
Milirärschulen zweckmässig vorbereiter.
c) Aus diesem Verhältnisse der Realschule
zu der Primärschule erhellt aber auch zugleich,
daß es für einen Primärschüler nichr noth-
wendig sey, alle Lehrkurse der Primürschule
z durchlaufen; daß er vielmehr, wenn sich
DNagel an Geschick oder Neigung zum
Sxrrach= und gelehrten Studium früher bei
ihm errscheidet, sofern er nur dagegen mehr
Geschick für Natur= und Kunst: Studium
zeigt, und die von der Realschule als Auf-
nahmsbedingung vorausgesezten Kenntnisse
sich erworben hat, auch vor Vollendung des
ganzen Primär-Kurses in die Realschule
übertreten kann.
d) Eben so bilder die Realschule auch
nicht ein durchaus nothwendiges Mittelglied
wischen der Primärschule und dem Real-
institute; indem es gar wohl geschehen kam,
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daß ein Schuͤler zwar das Studium der
griechischen Sprache, welches mit dem Ein-
tritte in das Progymnasium beginnt,
fuͤr seinen kuͤnftigen Beruf oder auch fuͤr
seine Bildung uͤberhaupt zutraͤglich oder noth-
wendig haͤlt, und sich zugleich in der lateini-
schen Sprache noch weiter vervollkommnen
will, gleichwohl aber entweder überhaupt
nicht zum akademischen, oder doch nicht zum
gelehrten und spekulativen Studium überzu-
gehen Lust hat; und folglich zwar das Pro-
gymnasium besucht, von demselben aus
aber nicht zum Gymnasium, sondern
zum Realinstitute übergeht. Eben so
kann sich auch bei einem Schüler erst wäh=
rend des Progymnasiums der Mangel an
Geschick oder Neigung zum Sprach= und
gelehrten Studium vollständig entscheiden,
und dagegen Geschick oder Neigung zum
Natur = und Kunst-Studium mehr entwi-
ckeln; einem solchen kann ebenfalls, sofern
er nur bie dazu erfoderlichen Vorkenntnisse
mitbringe, verstattet werden, aus dem Pro-
gymnasium unmittelbar in das Realinsti-
(tut, mit Uebergehung der Realschule,
einzutreten.
e) Dagegen könnte ein Uebergang aus
der Realschule höchstens in das Pro-
gymnasium, niemals aber in das Gym-
nasium gestattet werden, weil der ganze
Gymnasialunterricht eine in der Realschule
nicht zu erwerbende Fertigkeit in den alten
Sprachen voraussezen muß. So kann auch
aus der Primärschule kein Schüler in
das PDrogymnasium aufgenommen wer-