Full text: Königlich-Baierisches Regierungsblatt. 1809. (4)

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in einer Nacht drei Gemeinden des Innthals zu Bettlern machte, da siroͤmten freiwillige 
Beitraͤge von niehr, als dreissig tausend Gulden aus den uͤbrigen Theilen des Köoͤ— 
nigreiches zur Unterstüzung der Unglücklichen herbei; freudig opferte das erste Linien: In- 
fanterie Regiment die Summe von neunzebenbundert Gulden, velche die Bürger 
von München bei seiner Rückkehr aus dem Feld ihm bestimmt batten; Häuser wurden 
wieder aufgebaut, und Felder abgeräumt, die sonst auf immer in Ruinen und im Schutte 
geblieben wären. — Wenun der Anblick jener Gegenden undankbare Menschen von Auf- 
ruhr und von Grausamkeiten gegen die nicht abhalten konnte, welchen die Gegenden 
ibr lachendes Ausseben wieder verdanken; ihr hattet jene Woblthaten enerer Regierung 
und euerer Mitbürger nicht vergessen; das dankbare Andenken daran belebte und erwärm- 
te in euch das Gefühl für Pflicht, und ibr standet aufrecht im allgemeinen Schwindel. 
Die Raserei des Augenblickes ist vorüber; schuchtern blicken die Gefallenen auf euch, als 
Mittler zwischen ihnen und der schwer beleidigten Regierung; bennzet, o bennzet 
dieses Gewicht, welches das Bewußtseyn dem Nechtschaffenen leiht, um neue Greuel zu 
bindern! 
Bewobnervon Saͤdbaiern! gtosse Verbeechen sind gescheben; aber noch ist es 
Zeit, sie zu sühnen. Euer König ist Derselbe, Dessen Herablassung und Herzensgüre, 
als Er im vorigen Jahre vertrauensvoll in euerer Mitte wandelte, ungetheilten, lauten 
Jubel erregte! Mit Wehmueh blickt Er auf euch, als unglückliche Verirrte, welche, 
durch listige Verführer verblendet, Seine #iebe mit Undank vergelten. Sein Water- 
berz läßt euch jjezt noch Hoffnung übrig, daß Er den Irregeführten verzeihen werde, 
wenn sie jezt zur Pflicht zurücke kebren. — Hört ihr aber auf die Warnungen der 
Gutgesinnten nicht, und fahret ihr fort im sträflichen Beginnen; dann wird und muß 
Er den Operationen des Krieges freien tauf lassen. Das rraurigste Schicksal erwartet 
euch. Ueber euere leichen werden sich die sieggewohnten Krieger die Swasse nach Italien 
öffnen; verödete Ruinen ausgebrannter Derfer, ungebaute Felder werden noch in 
euern Enkeln biecere Klagen über den durch die Untreue der Vater zertretenen Woblstand 
des tandes erregen, und kein Vorwort eueres Königs kann mehr das Schicksal. mildern, 
welches der erbitterte Sieger uͤber das eroberte tanb derbaͤngt. *1 
München den zo. Uoril- 1309.
	        
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