Das deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (November 9.—10.) 167
schlossen wurde, daß Zeitungsredakteure zu Parteitagen nur sollten Zutritt
erhalten, soweit sie von Parteigenossen des betreffenden Wahlkreises mit der
Vertretung ausdrücklich beauftragt werden. Auch bei dem jetzigen Verhalten
einzelner Blätter wird es sich alsbald für alle Welt offenkundig herausstellen,
daß die betreffenden Blätter nichts in der Partei selbst hinter sich haben,
was die betreffenden Artikel als etwas anderes charakterisiert, denn als un-
haltbare Tagesleistungen."“
9. November. (Versammlung in betreff des Emin
Pascha-Unternehmens.) Unter dem Vorsitz des Generals v.
Gluemer findet in Anwesenheit des Erzbischofs in Freiburg i. Br.
eine stark besuchte Versammlung betreffs des Emin Pascha-Unter-
nehmens statt. Es sprachen Prof. v. Philippovich über Emin Pascha,
Prof. Hardy über die gegen die Sklaverei gerichtete Bewegung und
der Ministerialpräsident Grimm aus Karlsruhe über die Lage in
Ostafrika. Die Versammlung billigte die Beschlüsse bezüglich der
Teilnahme Deutschlands an der Unterdrückung der Sklaverei und
beschloß, der Reichsregierung für die getanen Schritte zu danken
und ihr Vertrauen zu der Wahrung der deutschen Interessen in
Ostafrika auszusprechen. Hierzu empfiehlt die Versammlung die
einmütige Unterstützung des Volkes ohne religiösen und politischen
Unterschied, ebenso wie die Unterstützung der Emin Pascha-Expedition.
10. November. (Die deutschen Katholiken in Amerika.)
Aus Rom wird der „Köln. Volksztg.“ gemeldet:
„Amerikanische Bischöfe irländischer Abstammung haben der Propa-
ganda ein Memorandum unterbreitet, worin sie verlangen, daß der Vatikan
die Wünsche der deutschen Katholiken in Amerika, welche bessere Fürsorge
für die deutschen Katholiken durch deutsche Geistliche und deutsche katholische
Schulen verlangen, nicht erfüllen solle."“
Die „Köln. Volksztg.“ macht dazu folgende Anmerkung:
„Die Richtigkeit dieser Meldung unterliegt leider keinem Zweifel. Auf
der Generalversammlung der deutschen Katholiken in Cincinnati war bereits
bekannt, daß ein derartiger Schritt beabsichtigt würde. Es wird von seiten
der deutsch-amerikanischen Katholiken nichts unterlassen werden, um dieser
nationalen Verirrung mit Nachdruck entgegenzuarbeiten."
10. November. (Fürst Bismarck D. theol.) Die theologische
Fakultät zu Gießen hat dem Fürsten Bismarck am 10. November,
als dem Geburtstage D. Martin Luthers, die theologische Doktor-
würde verliehen und dem Diplom ein (wie gebräuchlich lateinisches)
Elogium eingefügt, das in authentischer deutscher Fassung lautet:
„Dem hohen, einzigartigen Manne, der drei Kaisern in unvergleich-
licher Treue sein Leben zu Dienste geweiht hat und noch weiht, nie verzagt,
nie zu ermüden, niemanden fürchtend als Gott und dessen Walten in den
Geschicken der Völker demütig vertrauend;
"dem reichbewährten, vornehmsten Ratgeber der evangelischen Könige
von Preußen, der erlauchten Stützen der evangelischen Sache in aller Welt,