Full text: Regierungs-Blatt für das Großherzogthum Sachsen-Weimar-Eisenach auf das Jahr 1904. (88)

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Rötung und Schwellung der Augenbindehaut, oberflächliche Rötungen der Dünndarmschleimhaut, 
Trübung des Herzbeutels, Flüssigkeitsansammlungen im Herzbeutel und in der Bauchhöhle, wässerige 
Ergießungen unter die Haut des Kopfes, Halses und der Brust, ausnahmsweise auch eine Eutzündung 
der Lungen sowie der die Leibeshöhle auskleidenden Haut bestehen. Die Hühnerpest hat mit der 
Geflügelcholera das seuchenartige Auftreten, den rasch tötlichen Verlauf und die Erscheinung von 
Fieber, Schwäche und Schlafsucht gemein. Jedoch führt die Hühnerpest gewöhnlich nicht so rasch 
zum Tode wie die Geflügelcholera, an welcher die Tiere nach 1 bis 3Ztägigem Kranksein, nicht selten 
aber auch ganz plötzlich sterben. Die Hühnerpest ergreift vom Hausgeflügel vorwiegend die Hühner, 
während von der Geflügelcholera auch anderes Geflügel, namentlich Gänse und Enten, selten dagegen 
Tauben befallen werden. 
Die Geflügelcholera ist ferner durch das Auftreten eines Durchfalls während des Verlaufs 
der Krankheit und durch dunkelrote Färbung des Darms, besonders des Dünndarms (Darmentzündung) 
nach dem Tode gekennzeichnet. Außer der Darmentzündung kann eine Entzündung der Lungen und 
des Herzbentels bestehen. Ferner finden sich im Blute der an Geflügelcholera erkrankten Tiere die 
dieser Krankheit eigenen Bakterien, welche mikroskopisch und durch Züchtung unschwer nachweisbar 
sind. Endlich läßt sich die Geflügelcholera leicht auf Tauben überimpfen, welche biunen 12 bis 48 
Stunden mit charakteristischem Befund (abgestorbenes Gewebe Nekrose an der Juupfstelle und 
Vorhandensein zahlreicher Bakterien im Blute) zu Grunde gehen. Alle diese Merkmale der Geflügel- 
cholera fehlen der Hühnerpest. 
Aus den Feststellungen, die an verschiedenen Orten über die Hühnerpest gemacht worden sind, 
geht hervor, daß die Seuche einen wechselnden Krankheitsverlauf und ein verschiedenes Sektionsbild 
darbieten kann. Ständig vorhandene Merkmale der Hühnerpest sind nur die hohe Ansteckungs- 
fähigkeit, das Fehlen eines durch Mikroskop und Züchtung nachweisbaren Ansteckungsstoffes sowie 
die Nichtübertragbarkeit auf ältere Tauben. Aus den Mitteilungen italienischer Forscher ist zu 
entnehmen, daß die Seuche in Italien schon seit Jahren in starker Verbreitung herrscht. 
Da die Hühnerpest hinsichtlich der Art ihrer Verschleppung und der Widerstandsfähigkeit ihres 
Ansteckungsstoffes mit der Geflügelcholera im wesentlichen übereinstimmt, so bieten beide Krankheiten 
dieselbe Gefahr und sind auf gleiche Weise zu bekämpfen. 
Anlage B. 
Belehrung über die behufs bakteriologischer Untersuchung von Geflügel 
zu ergreifenden Maßnahmen. 
Der Direktor der Großherzoglichen Tierklinik zu Jeua hat sich bis auf weiteres bereit er- 
klärt, Geflügelkadaver bakteriologisch zu untersuchen und über den Befund Auskunft zu erteilen. 
Für die Einsendung der Geflügelkadaver empfiehlt sich die genaue Befolgung der unter a# bis 
4 nachfolgenden Vorschriften: 
a) Dem eingesandten Kadaver ist eine kurze Beschreibung der Krankheit, eine Angabe über die 
Größe des Geflügelbestandes, der Anzahl der Todesfälle unter demselben und auf welchen
	        
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