— 428 —
§. 92.
Ein Schiffsmann, welcher solchen Befehlen des Schiffers oder eines andern
Vorgesetzten den Gehorsam verweigert, welche sich auf die Abwehr oder auf die
Unterdrückung der in den §§ 89, 90 bezeichneten Handlungen beziehen, ist als
Gehülfe zu bestrafen.
§. 93.
Mit Geldstrafe bis zu zwanzig Thalern oder mit Haft bis zu vierzehn
Tagen wird bestraft ein Schiffsmann, welcher
1) bei Verhandlungen, die sich auf die Ertheilung eines Seefahrtsbuches,
auf eine Eintragung in dasselbe oder auf eine Musterung beziehen, wahre
Thatsachen entstellt oder unterdrückt oder falsche vorspiegelt, um ein See-
mannsamt zu täuschen;
2) es unterläßt, sich gemäß §. 10 zur Musterung zu stellen;
3) im Falle eines dem Dienstantritt entgegenstehenden Hindernisses unter-
läßt, sich hierüber gemäß §. 15 gegen das Seemannsamt auszuweisen.
Durch die Bestimmung der Ziffer 1 wird die Vorschrift des §. 271 des
Strafgesetzbuchs nicht berührt.
§. 94.
Wer wider besseres Wissen eine auf unwahre Behauptungen gestützte Be-
schwerde über Seeuntüchtigkeit des Schiffs oder Mangelhaftigkeit des Proviants
bei einem Seemannsamte vorbringt und auf Grund dieser Behauptungen eine
Untersuchung veranlaßt, wird mit Gefängniß bis zu drei Monaten bestraft.
Wer leichtfertig eine auf unwahre Behauptungen gestützte Beschwerde über
Seeuntüchtigkeit des Schiffs oder Mangelhaftigkeit des Proviants bei einem
Seemannsamte vorbringt und auf Grund dieser Behauptungen eine Untersuchung
veranlaßt, wird mit Geldstrafe bis zu Einhundert Thalern bestraft.
§. 95.
Die Verhängung einer in diesem Abschnitte oder durch sonstige strafgesetz-
liche Bestimmungen angedrohten Strafe wird dadurch nicht ausgeschlossen, daß
der Schuldige aus Anlaß der ihm zur Last gelegten That bereits diszipli-
narisch bestraft worden ist. Jedoch kann eine erlittene Disziplinarstrafe, sowohl
in dem Strafbescheide des Seemannsamtes (§. 101), wie in dem gerichtlichen
Strafurtheil bei Abmessung der Strafe berücksichtigt werden.
§. 96.
Der Schiffer oder sonstige Vorgesetzte, welcher einem Schiffsmann gegen-
über seine Disziplinargewalt mißbraucht, wird mit Geldstrafe bis zu dreihundert
Thalern oder mit Gefängniß bis zu Einem Jahre bestraft.