Object: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dritter Jahrgang. 1887. (28)

Schweden und Nerwezen. (Februar Ende—Juli Anf.) 425 
sich in Einnahme und Ausgabe auf 44.100,000. Apanagen für die Prinzen 
Oskar, Karl und Eugen find nicht eingestellt, das außerordentliche Heeres- 
budget fordert 390,000 Kronen, hauptsächlich zur Beschaffung von Artillerie 
und 580,000 Kronen zum Neubau von Kriegsschiffen bes. Torpedobooten. 
Ende Februar. (Norwegen.) Beide Kammern verwerfen 
den Vorschlag auf Einführung der obligatorischen Zivil-Ehe 
mit überwiegender Mehrheit. 
5. März. (Schweden.) Auflösung der zweiten Kammer. 
Die Kammer beschloß tags zuvor entgegen den Bemühungen der Re- 
gierung und dem Beschlusse der ersten Kammer mit 111 gegen 101 Stimmen 
die von den Agrariern geforderte Erhöhung der Getreidezölle. Da- 
raufhin erfolgte die Auflösung, die erste seit der Einführung der Verfassung 
von 1866, weil auch die sonst verfassungsmäßig vorzunehmen gewesene ge- 
meinsame Abstimmung beider Kammern voraussichtlich für die Zölle hätte 
ausfallen müssen. 
Die im Laufe des folgenden Monats vorgenommenen Neu- 
wahlen ergeben eine Mehrheit gegen die Getreidezölle von 60 
Stimmen. 
25. April. (Norwegen.) Das Odelsthing verwirft mit 
44 gegen 40 Stimmen den Beitritt zur internationalen Litterar- 
konvention; begründet wird die Ablehnung mit dem Hinweis auf 
den Nichtanschluß Dänemarks und Schwedens. 
17. Mai. (Norwegen.) Am „Freiheits= und Verfassungs- 
tage“ überreicht zu Christiania in einem von Tausenden gebildeten 
Aufzuge unter Vorantragung weißer Fahnen mit den Ausfschriften: 
„allgemeines Stimmrecht und Normalarbeitstag“ eine Arbeiter- 
deputation dem Storthingpräsidenten Nielsen (Ultrademokrat) eine 
Adresse mit der Forderung des allgemeinen Stimmrechtes. 
Nielsen erklärt, daß er hoffe, daß dieses Losungswort bei der nächsten 
Storthingswahl als Programm aufgestellt werden würde; in der 
gegenwärtigen Storthingsperiode könne die Frage noch keine be- 
friedigende Lösung erhalten. 
Mitte Juni—Anf. Juli. (Norwegen.) Das Odelsthing be- 
schließt mit 42 gegen 39 Stimmen gegen den regierungsseitig durch 
Vermittelung des 2. Storthingspräsidenten Nielsen gemachten Vor- 
schlag die Kirchengemeinderats-Gesetzesvorlagen schon in 
der gegenwärtigen Session in Beratung zu ziehen. 
Die Absicht der radikalen Demokraten ist durch Ablehnung der Vor- 
lage das von seiner ursprünglich ganz demokratischen Richtung abgewichene 
Ministerium Sverdrup zu stürzen; nur die gemäßigten Demokraten haben 
sich der Schwenkung des Ministeriums angeschlossen. Obgleich aber bei der 
weiteren Beratung der Vorlage im Storthing. dieselbe mit überwiegender 
Stimmenmehrheit verworfen wird, tritt das Ministerium doch nicht zurück
	        
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