Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

— 23 — 1 
und Saale vor. Von Dänemark und Norwegen fuhren die Normannen (Nord- 
männer) auf ihren Drachenschiffen übers Meer, um an den deutschen Küsten zu 
rauben und zu plündern. Sie wagten sich die Flüsse hinauf und kamen bis Koblenz, 
Trier, ja bis in die Gegend von Metz. Weit größeres Unglück aber brachten die 
Ungarn über das Reich, die auf ihren flinken Rossen Raubzüge bis an den Rhein 
unternahmen. 
V. Sründung der deutichen Kailermacht. 
1. Heinrich I. 919—936. 
1. Konrad I. 911—918. Als der letzte Karolinger, Ludwig das Kind, 911 
gestorben war, wählten die Herzöge und Bischöfe des Reiches den Herzog Konrad 
von Franken zum Könige. Von jetzt an war Deutschland ein Wahl- 
reich; doch wählte man in der Regel den König aus dem Stamme seines Vorgängers 
und verband somit Wahl und Erblichkeit. Konrads Macht und Ansehen im Reiche 
war zu gering, um die Herzöge zum Gehorsam zu zwingen. Der Herzog von 
Lothringen schloß sich sogar an Frankreich an. Auch mit dem Sachsenherzog 
Heinrich geriet Konrad in Streit. Die langen, aber wenig erfolgreichen Kriege 
machten den König mutlos und alt vor der Zeit. Als er auf dem Sterbebette lag, 
rief er seinen Bruder Eberhard zu sich und sprach zu ihm: „Nimm den Königsmantel, 
das Schwert und die Krone unserer alten Könige, bringe sie Heinrich und mache 
Frieden mit ihm. Denn uns fehlt das Glück und die rechte Sinnesart; beides fiel 
Heinrich von Sachsen zu.“ So hat der wackere König in seiner Sterbestunde 
Größeres für das Reich getan, als ihm im Leben zu vollbringen möglich war. 
2. Heinrich wird König. Eberhard, der bisher Heinrichs größter Feind ge- 
wesen war und jetzt selber gern König geworden wäre, führte seinen Auftrag aus. 
Herzog Heinrich von Sachsen war bereit, die Krone anzunehmen. Wie die Sage 
erzählt, empfing er die Gesandtschaft am Finkenherd und sagte: „Ich weiß wohl, 
wie schwer eine Krone drückt; aber wenn so biedere Fürsten sie mir anvertrauen, 
will ich sie in Gottes Namen tragen.“ Bald darauf wurde Heinrich in Fritzlar zum 
Könige gewählt (919). Als ihn der Erzbischof von Mainz daselbst nun auch salben 
wollte, lehnte er die Salbung mit den Worten ab: „Euer Salböl hebt für Würdigere 
auf; für mich ist diese Ehre zu groß.“ Doch nannte er sich „König von Gottes 
Gnaden". (Gedicht: Heinrich der Vogelsteller.) 
3. Heinrich stellt die Einheit des Reiches wieder her. Unter den schwachen Nach- 
folgern Karls des Großen hatten die Großen des Reiches die Erblichkeit ihrer Lehns- 
güter erstritten. Nicht selten standen sie dem Kaiser als Gleiche gegenüber und boten 
ihm Trotz. Zuerst wurde Heinrich nur von den Franken und Sachsen als König 
anerkannt. Durch Milde und Freundlichkeit gewann er aber bald auch die Anerkennung 
Schwabens und Bayerns. Dem Herzoge von Lothringen gab er seine Tochter 
zur Gemahlin, und so hatte er in einigen Jahren alle seine Lehnsleute dahingebracht, 
daß sie ihm als ihrem Könige huldigten und ihm Treue und Heeresfolge gelobten. 
Über jeden Stamm gebot und richtete ziemlich selbständig der Herzog, über allen 
Ländern des Reiches aber stand der König als höchster Richter und Heerführer des 
ganzen Volkes, als letzte Zuflucht der Bedrängten, als oberster Schirmherr der Kirche. 
911 
919
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.