Full text: Lehrbuch der bayerischen Geschichte.

Bayern unter Ludwig I, dem Kelheimer. 105 
zur Räumung der Rheinpfalz zu zwingen, bot Ludwig ungesäumt 
ein bayerisches Heer auf und rückte vor das Schloß Heidelberg. 
In dem nahe gelegenen Kloster Schönau, wo Ludwig der 
Kelheimer sein Hauptquartier aufschlug, kam es zwischen 
diesem und des geächteten Pfalzgrafen Heinrich (zweiter) Ge- 
mahlin Agnes, einer gebornen Gräfin von Landsberg, zu 
Unterhandlungen, welche damit endeten, daß des Herzogs Sohn 
Otto sich mit Agnes, der Tochter des Pfalzgrafen Heinrich 
des Langen, verlobte (1214) und die Uebergabe der Rheinpfalz 
an den Herzog Ludwig verheißen wurde 3). 
Da trat unerwartet ein Ereigniß ein, welches die Besitz- 
nahme der Rheinpfalz von Seite des Hauses Wittelsbach sehr in 
Frage stellte. Herzog Lud wig zog mit Friedrich II gegen 
den Herzog Heinrich von Brabant, der seine Tochter Maria 
dem verwittibten Kaiser Otto IV zur Gemahlin gegeben und 
zu dessen Gunsten seine ganze Streitmacht aufgeboten hatte, 
und gerieth bei dieser Gelegenheit in die Hände des Grafen 
Wallrad (Wallerand) von Jülich, der für des Herzogs Frei- 
gebung das für jene Zeit ungeheure Lösegeld von 20000 Mark 
Silbers (beiläufig 500000 fl.) verlangte. Nachdem diese Summe, 
die in Bayern mittels einer außerordentlichen Steuer aufgebracht 
wurde, erlegt worden war, mußte der freigegebene Herzog die 
Rheinpfalz dem geächteten Pfalzgrafen Heinrich dem Langen 
räumen, führte aber neben dem Titel eines Herzogs von 
Bayern den eines Pfalzgrafen bei Rhein fort. Nach Um- 
lauf vieler Jahre kam zwischen Friedrich II und dem Pfalz-= 
grafen Heinrich eine Aussöhnung zu Stande, und Ludwig er- 
hielt durch die 1225 zu Straubing erfolgte Vermählung seines 
Sohnes Otto mit der Erbprinzessin Agnes die Rheinpfalz bei 
seinem Geschlechte. Bei der Feier, die ob der Vereinigung der 
Rheinpfalz mit Bayern veranstaltet wurde, bediente sich Otto 
der Erlauchte des Spruches: „Bayern und Pfalz — Gott 
erhalt's!“ Drei Jahre später (1228) trat Ludwig I die 
Rheinpfalz förmlich an seinen Sohn Otto den Erlauchten ab. 
Geraume Zeit vor dem friedlichen Austrage dieser Sache 
hatte Ludwig den König Friedrich II auf seinem Zuge nach 
Rom zur Erlangung der Kaiserkrone (1220) begleitet und (1221)