Beilagen zum fünften Zeitraum. 477
die ihm nach ihrem Tode 1614 ein ansehnliches Vermögen hinterließ. In
dem Kriege des Erzherzogs Ferdinand gegen die Venetianer übte er sich
unter dem Kommando des erfahrenen Dampierre, spielte, da er 200 Dra-
goner auf eigene Kosten in's Feld gestellt und sechs Monate unterhalten
hatte, eine glänzende Rolle und erwarb sich die Gunst des Kaisers Matthias
in solchem Grade, daß er in den Grafenstand erhoben wurde. Nun ver-
heirathete er sich mit Isabella Katharina von Harrach, einer Tochter
des kaiserlichen geheimen Rathes und Kämmerers Karl von Harrach.
Nach dem Ausbruche der böhmischen Revolution (1619) erklärte sich Wallen-
stein auf's Entschiedenste für den Kaiser und leistete dem habsburgischen
Kaiserhause viele und wichtige Dienste gegen seine Feinde. Im Jahre 1623
ward er vom Kaiser zum Fürsten, und ein Jahr später zum Herzog von
Friedland ernannt, welches damals seine größte Herrschaft war. Zugleich
erhielt er in den Schreiben, die der Kaiser an ihn erließ, die Titellatur
„Oheim“, für welche Auszeichnung Ferdinand II ihm einen besondern
Gnadenbrief ausstellte.
90. Gottfried Heinrich Graf von Pappenheim war 1594 geboren
und stammte aus einem uralten schwäbischen Grafengeschlecht, das namentlich
unter den Hohenstaufen treu an dem Kaiser hielt. Gottfried Heinrich, von
den vielen Narben, die seinen Leib, namentlich sein Gesicht bedeckten, der
„Schrammhans“ zugenannt, war aus der Treutlin g'schen Linie der
Pappenheim. Wegen seiner kaiserlichen Gesinnung war er mit Tilly, dem
Feldherrn der Liga und des bayerischen Kurfürsten Maximilian I, immer
gespannt, aber trotzdem ein feuriger Vertheidiger des Katholizismus. Sein
tapferes Kürassierregiment, die Pappenheimer, erwarb sich einen ausge-
dehuten Ruf. Seine Linie erlosch 1647 mit seinem Sohne Wolfgang
am.
91. Herzog von Richelien (Jean Armand du Plessis) war am
5. September 1585 auf Richelien in Poitou geboren, ward 1622 Cardinal, kam
1624 in den Staatsrath und ward unter Ludwig XIII von Frankreich
der wahre Regent des französischen Staates, den er im Sinne der Ver-
einigung aller öffentlichen Gewalt unter die Krone und der Beschränkung
der österreichisch-spanischen Macht gegen Außen leitete. Er starb am 4. De-
zember 1642.
92. Johann von Werth, der gewaltigste Haudegen seiner Zeit und
einer der wenigen wahrhaft deutschen, nicht im Solde des Auslandes streiten-
den Führer, war 1594 zu Weert in Brabant aus rittermäßigem Geschlechte
entsprossen, verlebte seine Jugend in Lüttchen, einem kurkölnischen Dorfe
in der Nähe von Neuß, sland längere Zeit in bayerischen, zuletzt in öster-
reichischen Diensten und starb 1652 in Böhmen an einem hitzigen Fieber.
93. Für die vaterländische Geschichte waren in dieser Zeit thätig:
Der Augsburger Patrizier Markus Welser, der eine bayerische Ge-
schichte in fünf Büchern herausgab;
der Jesuit Matthäus Rader, geboren 1551 in dem zu Freysing ge-
hörigen Inniching in Tyrol, gestorben 1634 zu München; er schrieb eine
Kirchen= und Klostergeschichte und Legenden (Bavaria sancta ac pia);
der Jesuit Brunner, der in Verbindung mit dem Kanzler Johann
Adlzreiter Jahrbücher der bayerischen Geschichte herausgab; diese wurden
von dem Jesuiten Verveaux aus Lothringen, dem Beichtvater der Kurfürstin
Elisabeth, in's Lateinische übersetzt;
der Jesuit Jeremias Drexel, aus Augsburg gebürtig, k 1638; er
verfaßte mehrere ascetische Schriften;
der Augsburger Patrizier Georg Herwart widerlegte in einer Lebens-
geschichte Ludwigs IV, des Bayern, die Angriffe, welche der Dominikaner