Full text: Landeskunde des Königreiches Sachsen. Ausgabe A.

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beiden Seiten erhoben, treten nun bald hüben, bald drüben zurück, 
und fruchtbare Niederungen oder sanft gehobene Anen senken sich 
zum Flusse herab. Da waren nnn Ubergänge leichter zu gewinnen. 
Und in der Tat finden wir hier eine Reihe von Brücken über das 
Wasser geschlagen. Die Städte haben ihre Steinbrücken, Dörfer 
ihre Holzstege, Bahnen ihre Eisengitter von Ufer zu Ufer gezogen. 
Nur an einer Stelle mußte sich ein gewaltiger Hochban erheben, als 
es galt, das Bahngleis der Leipzig-Chemnißer Linie über die Mulde 
von Ufer zu Ufer zu legen. Dort steigen nun (bei dem Dorfe 
Göhren zwischen Lunzenan und Wechselburg) starke Träger aus 
dem Muldengrunde auf und wölben sich oben zu gefälligen Bogen. 
Eine zweite Bogenlage setzt sich auf die erste und zieht sich in langer 
Linie von einem Uferrande zum andern. So spannt sich nun vor 
unserm Auge ein fester und doch luftiger Ban von Fels zu Fels in 
einer Länge von 475 m aus, und eine kühne Doppelwölbung steigt 
über den Wassern zu 78 m Höhe auf. Aber nicht bloß auf freier 
Höhe dampft der Zug über diese stolze Bahnbrücke hinweg, auch 
unten am Talrande braust der Muldenzug zwischen den Pfeilern 
hindurch (von Glauchau nach Wurzen), und das Wasser rauscht un- 
aufhörlich seine schlichte Melodie, auch wenn die pustenden Züge 
schweigen. Nun mögen sich die Muldenstädte immerhin ihrer Brücken 
rühmen (die Rochlitzer galt lange für die längste Flußbrücke), keine 
kann sich an großartigem Aufbau der Göhrener zur Seite 
stellen — der schönsten Brücke im Tale. 
5. Neben Brücken und Schlössern sind es aber auch die Kirchen 
im Tale, die uns nicht bloß durch ihre kunstvolle Anlage, sondern 
besonders durch die Weihe ihrer Bestimmung erfreuen, mögen sie 
nun mit ihren Türmen aus den sandigen Ebenen ragen, oder von 
den felsigen Höhen winken. Die erste bedeutsame Kirche thront auf 
den Granitstufen der Mulde beim herrschaftlichen Schlosse zu 
Wolkenburg. Eine breite Freitreppe und ein Sänlentor führen 
zu ihrem schön geschmückten Portale. Zierlich erscheint der eisen- 
gegossene Taufstein, hell blinkt der marmorne Altar, und freundlich 
grüßt der Heiland die Kinder auf dem kunstvollen Gemälde. Leicht 
steigt der Turm über die Bäume des Parkes, und weit hinein 
schant unser Blick in den Kessel der Mulde, der den alten Rittersitz 
Kaufungen umschließt. Die zweite berühmte Kirche erhebt sich in 
Rochlitz (6 T.). Ihre rötliche Färbung läßt nns erraten, daß sie 
aus dem Gesteine des nahen Berges erbaut wurde. Im Innern 
greifen die Rippen der Pfeiler zu Kreuzgewölben zusammen. Das 
Sonnenlicht dringt gedämpft durch buntbemalte Scheiben. Außen 
stützen Pfeiler den Bau, deren Steinlanb und Steinköpfe die schönste 
Gotik des Mittelalters zeigen. Die dritte Kirche aber, der wir nach 
der schönsten Dorf und Stadtkirche des Tales den Preis zusprechen, 
ist die Schloßkirche zu Wechselburg, die 1884 die 700jährige 
Jubelfeier ihrer Weihe beging. Aus der unscheinbaren Klosterkirche 
ist durch inneren und äußeren Ausbau, der nur die Türme vermissen
	        
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