Full text: Landeskunde des Königreiches Sachsen. Ausgabe A.

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2. Etwas weiter abwärts fließt an dem untern Ende des Strom- 
bogens, den die Elbe innerhalb Dresdens nach Westen hin schlägt, 
die Weißeritz in das Haupttal ein. Wir haben früher ihre beiden 
Quellflüsse bei Tharandt und Rabenau verlassen und nehmen sie nun 
von Hainsberg an wieder auf, wo sich der rote und wilde Arm 
vereinen. Von hier an windet sich der Fluß durch ein Tal, das 
sich allmählich erweitert und bei Plauen in den ebenen Fruchtkessel 
Dresdens ausläuft. Bald treten in diesem „Plauenschen Grunde“ 
die Talwände mit ihrem rötlichen Gesteine schroff an den Fluß 
heran, bald ziehen sie sich als kuppige Gipfel bescheiden in den Hinter- 
grund zurück, um eine weite Talsohle für den Aufban der Dörfer 
offen zu lassen. Hier deckt der Laubwald mit seiner dichten Blätter- 
hülle die steilen Wände, dort beschattet ein Obsthain die sanfteren 
Gehänge. Selbst der Weinstock drängt sich schon an die sonnigen 
Lehnen heran. Einzelne Häuser und Wirtschaftsgüter treten mit 
ihren Ziegeldächern aus den Feldern und Gärten hervor. Burg- 
ähnliche Baue (Begerburg) schließen malerisch den Talrand ab, und 
eine alte Schanze (Sorbenschanze bei Coschütz) weckt in uns die Er- 
innerung an alte Kämpfe der VBölker, die einst durch diese Talschlucht 
zogen. Lange vor den Völkerzügen aber wogte das Wasser durch 
den Plauenschen Grund. Seine Flut begrub auch hier die alten 
Urwaldbestände, die nun, als Kohle geschichtet, besonders in den seit- 
lichen Talbuchten ruhen. In großer Mächtigkeit treten die dunklen 
Bodenschätze namentlich am Windberge bei Burgk (Potschappel 
gegenüber) auf und werden hier in tiefen Schächten erschlossen. So 
treffen wir in der Nähe der reichen und glänzenden Residenz den 
armen Bergmann wieder, wenn er in dunkler Kleidung nach den 
Gruben wandert. Ketten von kleineren („Hunde") und Züge von 
größeren Kohlenwagen führen den schwarzen Brennstein zu den 
Fabriken heran, die in großer Zahl das Tal erfüllen. Hier wird 
der Lehm des Tales zu Ziegelsteinen geformt, dort werden aus der 
feinen Tonerde die Einsatzstücke unserer Zimmeröfen gebrannt. Hier 
schmelzen Glasöfen die kieselsauren Salze zu einer glasigen Masse, 
dort werden Eisen und Stahl in feste Formen gegossen. Hier dampft 
das Bier in großen kupfernen Kesseln, dort wird das Garn in die 
rote Farbe der Kübel getaucht und da das Korn zu feinem Mehle 
gemahlen. Arbeiter eilen in Scharen aus den Betrieben der Heimstätte 
zu, ein Dampfschlot sucht den andern an Höhe zu übertreffen, Ort 
schließt sich an Ort: wir stehen in dem dichtbevölkertsten Fabrik- 
tale Sachsens. Als die bedeutendsten Ortschaften aber heben wir 
die stadtähnlichen Dörfer Plaucn und Potschappel, Deuben und 
Döhlen heraus, von denen das erste der Dresdner Stadtflur mit 
einverleibt worden ist. So zeigt der Plauensche Grund ein doppeltes 
Gesicht: in seinen bewaldeten Berghöhen und frischen Talbuchten die 
Aumut der Natur, und in seinen reichen unter= und oberirdischen 
Betrieben den Fleiß der Bewohner, den keine Mühe bleicht und 
kein Rauch erschlafft.
	        
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