bis zu der Androhung gegangen, daß Österreich nicht auf Bündnis-
beistand rechnen könnne. In England dagegen erfolgte der Umschlag
der Haltung in entgegengesetzter Richtung. England beschloß, seine
zu Manöverzwecken zusammengezogene Nordseeflotte nicht zu
demobilisieren. Und der russische Botschafter in London konnte, wie
aus der Depesche Benckendorffs an Sasonoff bekannt
geworden ist, am 27. Juli nach Petersburg melden:
Jederfalls hat die Zuversicht Berlins und Wiens
in bezug auf die Neutralität Englands keinen Grund
mehr. (Wochenschrift der Prawda, Nr. 7, vom 9. Märs 1919.)
Der Eindruck, den die englische Fottenbereitschaft in Rußland
machen mußte, wirkte dann in Petersburg mit dem Druck zu-
sammen, der von Frankreich ausgeübt wurde und den Poincaré
und Viviani, die in diesen Tagen in Petersburg weilten, zusammen
mit Paléologue persönlich ausgeübt haben. Die Anklage, die
heute in Frankreich gegen Poincaré gerichtet wird, sieht in dem
französischen Präsidenten den Mann, der den Weltkrieg vorbereitet
und seinen Ausbruch betrieben hat. Sie läßk seine Ankläger be-
haupten, daß Poincaré seine Anwesenheit in Petersburg benutzt
habe, um die russische Kriegspartei in ihren Entschlüssen zu be-
kräftigen, sie in ihren Maßnahmen vorwärts zu treiben und in
dem Falle, daß die erwartete Note Osterreichs an Serbien erging,
zum Handeln zu bringen. Sie behauptet, daß die russische Mobil-
machung auf seine Einwirkung zurückzuführen sei, und erkennt
einen Zusammenhang zwischen seiner Anwesenheit und der Tat-
sache, daß die russische Mobilmachung ihren Anfang nahm, un-
mittelbar nachdem der Präsident der Republik wieder Petersburg
verlassen habe. Caillaux sagt in den „Verantwortlichen
Die Gegner Poincarés behaupten, daß auf die
Ratschlüäge des Präsidenten der Republik, auf den
Druck, den er auf den Zaren ausübte, dieser allzu-
schnelle Entschluß zurückzuführen ist. Sie fügen
hinzu, daß er bei Gelsgenheit seiner russischen Reise
geheime Abkommen geschlossen hat, die vielleicht niemals
as Licht des Tages sehen werden, und daß er es ge-
wesen ist, der, als er jetzt wieder in Petersburg an-
wesend war, in den Tagen, da die ersten Lichter des
ungeheuren Brandes erschienen, noch Ol in das Feuer
21