Full text: Europäischer Geschichtskalender. Zweiter Jahrgang. 1861. (2)

184 Außerdeutsche Cänder — Frankreich. 
ist es nicht geneigt, dieselbe aufzugeben. Unsere Soldaten warsn die Sol— 
daten Europa's, in seinem Namen waren sie dort: sie waren die Mandatare 
der fünf Großfnächte. Was uns betrifft, so fahren gleichzeitig mit den, 
Transportschiffen, welche unsere Trupxpen abholen, Kriegsschiffe ab und eine 
ansehnliche Flotte wird unter den Befehlen des Admirals Le Barbier de 
Tinan in den syrischen Gewässern kreuzen. Nicht allein wird die Küste 
französische Streitkräfte zur Landung, wenn es sein muß, bereit sehen, son- 
dern auch von den Bergen des Libanon selbst wird die beilgg Fahne, 
welche deren Bewohner beschützt hat und beschützen wird, von Allen gesehen 
werden. Seien Sie gewiß, daß selbst in dieser Entfernung sie noch der 
Schrecken der Würger und die Hoffnung wie der Schutz derjenigen, die man 
erwürgen will, sein wird. Wenn unsere Truppen Syrien verlassen, 
so haben sie als Mandatare Europa's dessen Willen respektirt. Aber der 
Kaiser gewinnt alle seine persönliche Freiheit wieder, er wird auf keines 
seiner Rechte verzichten und er wird keine seiner Pflichten gegen die Mensch- 
lichkeit, die Civilisation und die Christenheit vergessen. So ist die Silua- 
tion klar dargestellt in den Augen Frankreichs und der Welt. Glauben 
Sie mir nun, meine Herren, Sie können mit aller Ruhe zur Tagesordnung 
übergehen und abermals die beständige und patriolische Uebereinstimmung 
beweisen, welche den Senat und die Reglerung des Kaisers in einer ge- 
meinschaftlichen Politik verbindet"“. 
22. Mai. Die Delegirten der verschiedenen Logen Frankreichs wählen den 
Prinzen Napoleon zum Großmeister des franz. Freimaurerordens 
statt des Prinzen Murat. 
25. „ Ein Anschlag des Polizeipräfecten von Paris verbietet alle Ver- 
sammlungen der Freimaurer, schließt die Loge zum großen Orient 
und verschiebt die Wahl eines Großmeisters bis zum Oktober. 
28. „ Oesterreich und Spanien anerbieten sich in fast identischen Noten, 
Frankreich in der Beschützung des Papstes gegen die Drohungen 
Piemonts zu unterstützen (s. Oesterr.). 
30. „ Der gesetzgebende Körper nimmt nach mehrtägigen Debatten das 
Gesetz über die Abschaffung der beweglichen Scala für die Ge- 
treideausfuhrzölle mit 228 gegen 12 Stimmen an. 
2. Juni. Der Moniteur erklärt, die Regierung bedaure die Angriffe 
der Presse und der Broschürenliteratur auf den Clerus und werde 
in Gehässigkeiten ausartende Angriffe verfolgen. 
„ Diie franz. Regierung lehnt den Vorschlag Spaniens und Oester- 
reichs, an der Beschützung des Papstes gegen die Drohungen Pie- 
monts Theil zu nehmen, ab: 
„ . JIch halte es nicht für ersprießlich, das System, nach welchem die 
Staaten des Papstes und die Stadt Rom gewissermaßen ein Eigenthum der 
todten Hand wären, das dem gesammten Katholicismus zustände und Kraft 
eines Rechts, das nirgends geschrieben steht, über den Gesetzen stände, dem 
die andern Souveränitäten unterstehen, einläßlich zu besprechen. Ich be- 
schränke mich darauf, daran zu erinnern, daß die ältesten wie die neuesten 
historischen Ueberlieferungen eine solche Doctrin nicht zu unterstützen scheinen 
und daß England, Preußen, Rußland und Schweden, Mächte, die sich von 
der Kirche getrennt haben, in Wien ganz ebenso wie Frankreich, Oesterreich, 
Spanien und Portugal die Verträge unterzeichnet haben, die dem Parxst 
seine verlorenen Besitzungen wieder gaben. 
6.
	        
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