Full text: Europäischer Geschichtskalender. Zweiter Jahrgang. 1861. (2)

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Außerdeutsche känder — Stalien. 
Gewissem Die ltalienische Bewegung ist gros, weil sie eine neus Acra 
bildet. Die Grundfeste für Italiens Zukunft ist die ganze Menschheit. Ich 
hoffe, daß wir bei der Gerechtigkeit unserer Sache mit Kühnheit und Festig- 
keit zu rechter Zeil, sowie mit Ausdauer endlich ans Ziel gelangen werden“. 
Juli. Zumeist in Folge der Einberufung der Militärpflichtigen in 
den neapolitanischen Provinzen unter streugen Strafandrohungen 
gewinnt das Banditkenwesen in mehreren Prorinzen Neapels eine 
selche Ausdehnung, daß die Regierung sich veranlaßt sleht, den 
General Cialdint neben dem Grafen Ponza und zlemlich nnab- 
hängig von ihm, zum Obercommandauten der Truppen in den 
Südprovinzen zu ernennen. 
Conflikt zwischen Cialdini und Graf Ponza. Cialdini wird zum 
Generalstatthalter in Reapel ernannt: Graf Vonza erbält seine 
Entlassung. » 
,PioekamüiionCialdinPsandie«Neapolitcm-t. 
Offenes Schreiben des Grafen Ponza di San Martino an den 
Senator Gallina über seine Entlaffung in Neavel. 
Eine Circulardepesche Ricasoli's wirft einen Rückblick quf die 
erste Sessien des Parlamentes, um daraus die nunmehrige Lage 
Itallens zu bezeichnen: 
„Wenn wir auf den zurückgeletten Weg binschauen und iyn nach den 
Leistungen schätzen, so will es uns scheinen, daß wir Grund haben, damit 
kufrieden zu sein; sehen wir auf den Weg, der vor uns liegt, so wissen 
wir, daß er rauh und stril, voller Hindernisse und Gefahren ist; aber wir 
dürfen, uns desbalb nicht entmutbigen lassen; itn Gegentheil, mit einem 
gerechten Stolz wagen wir es zu wiederholen, daß Italien eine Thatsache ist. 
Ja Jiolien ist eine Thatsache, ob auch ein Tbeil desselben noch iu anderer 
Gewalt:ist; denn wir haben den Glauben, daß Europa, wenn es uns gut 
geordnet und bewassnet und stark sieht, sich von unserm Recht, unser ganzes 
Gebiet zu besitzen, überzeugen und in der Begünstigung der Wiedererlangung 
desselben eine Garantie seiner Rube und seines Friedens erblicken wird; 
wir haben den Glanden, daß Europa, wenn es uns besser kinnen lernt, 
sich überzengen wird, daß wir als wesentlich katholisches Volk befser als 
jedes andere Volk die wahren Interessen der Kirche verstehen, wenn wir von 
derselten verlangen, sich ibrer von der Barbarei erhaltenen und von der 
Cultur abgesprechenen Feudalrechte zu entkleiden, und wenn wir ihr dafür 
volle und gänzlicbe Unabbängigkeit und Freiheit in Ausübung ihres heiligen 
Amts und den Dank und Gehersam einer wiedergeborenen Nation zum 
Ersatz anbieten. Wir wissen wohl, daß das alte Eurapa uns noch mit 
mißtrauischem Auge anfieht und uns die Umtlriebe der südlichen Provinzen 
zum Vorwurf macht: aber Eurcpa kennt auch die Uransinge dieser Unord- 
nung, denn nicht umsonst brandmarkte es auf dem Parifer Congreß das 
verdorbene Regiment, welches jene Völkerschaften entwürdigte und entsitt- 
lichle, deren edle Naturanlage aber an der Sonne der Freiheit wieder zu 
neuer Krast erstarken wird, so daß Italien gerade von daber, wo ihm jetzt 
die größten innern Gefahren erwachsen, später um so kräftigere Hilfe erlan- 
gen wird. Wir wollen diese Verlegenheiten weder verbeimlichen, noch rer- 
ringern: nur bitten wir, daß man nicht aus dem Auge verliere, wie von 
alter zeiz her dieselben gepflegt wurden und was aus nächster Nähe, unter 
Mißbrauch eines großmüthigen Schutzes für edlere Zwecke, zu deren Auf- 
reizung gethan wird; wir bitten, nicht zu vergessen, baß noch keine Nation
	        
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