Anußerdentsche Cänder — Kufßiland. 249
Institutionen, deren Einführung der Vollswohlfahrt eine neue Entwicklung
verleiht. Die Einwohner des Königreiches werden alle diese Gnadenerwei-
sungen ihres Monarchen gehörig würdigen, dessen großmüthige Absichten
durch die in Warschau vorgekommenen Unordnungen nicht aufgehalten wor-
den find. Die Treue seiner Unterthanen des Königreiches kennend, hat er
dieselben von dem Häuflein schädlicher Menschen unterschieden, welche diese
Unordnungen hervorgerufen haben. Alle Stände werden diesem Vertrauen
Sr. Maj. durch aufrichtige Dankbarkeit und Erhaltung vollständiger Ruhe
und Ordnung entsprechen. Und möge dieser festliche Tag ein neues Unter-
pfand der Wohlfahrt des Landes unter der weisen, großmüthigen Regierung
des Kaisers und Königs Alerander II. sein“!
Der Ausdruck „das Häuflein schädlicher Menschen“ erregt in Warschau
neue Aufregung.
1. April. Auf Andringen Wielopolski's erläßt der Fürst-Statthalter
zur Beschwichtigung eine neue Proclamation:
„Polenl Die wichtigen Umstände des gegenwärtigen Moments bewegen
mich, nochmals zu Euch zu reden mit Worten des Friedens und der Ueber-
legung. Die von Sr. k. k. Maj. dem Königreich Polen Allergnädigst ver-
liehenen Institutionen sind die Bürgschaft für die Sache Eures Landes und
für die Euren gerzen heiligsten Inkeressen der Religion und Eurer Natio-
nalität! Es ist der Wille Sr. Maj., daß diese Institutionen auf das
Schnellste und Aufrichtigste ins Leben geführt werden. Zu dessen Verwirk-
lichung bezeugt den einmüthigen Willen, die Ordnung und Ruhe aufrecht
zu erhalten. Hütet Euch vor Ausbrüchen, welche die Regierung nicht dulden
wird und die jede Regierung verpflichtet ist zurückzuhalten".
Die Worte „Polen“ und „Nationalität“ erregen allgemeine Be-
friedigung.
Russische Circulardepesche über die Stellung der kaiserlichen Re-
gierung zu den Vorgängen in Warschau:
„.. Das von Sr. Majestät dem Kaiser an Seinen Statthalter im
Königreiche Polen gerichtete Rescript hat Ihnen gezeigt, wie Unser erhabener
Kerr über die letzten Ereignisse von Warschau urtbeilt. Im Bewußtsein
einer Stärke und Seines Wohlwollens für Seine Unterthanen hat Se. k.
Majestät nur eine leidenschaftliche Uebereilung da sehen wollen, wo dem
Straßenunfug gegenüber eine strengere Beurtheilung wohl verdient gewesen
wäre. Diese aitenschatlickel ist in den Vorkehrungsmaßregeln, welche
die Behbrde zu treffen die Macht und das Recht hatte, reichlich berücksichtigt
und der Aufregung Zeit gelassen worden, sich zu beruhigen. Aber Se.
Majestät hat Seine Nachsicht nicht allein hierauf beschränken wollen. Die
feierliche Handlung der Leibeigenen-Freilassung durch das Manifest vom
19. Februar (3. März) gibt Zeugniß für die warme Fürsorge, welche
Unser erhabener Herr dem Wohlsein der ihm von der Fürsehung anver-
trauten Völker widmet. Rußland und Europa haben darin den Beweis
gesehen, daß Se. Majestät keineswegs die von dem Fortschritt der Ideen
und der Interessen geforderten Reformen verweigern oder aufschieben, son-
dern im Gegentheil selbst in Angriff nehmen und ausdauernd verfolgen
will. Unser erhabener Herr widmet dieselbe Fürsorge auch Seinen Unter-
thanen im Königreiche Polen und hat Seine wohlwollenden Absichten in
ihrem Gange nicht durch einen peinlichen Eindruck aufhalten lassen wollen.
Der Ukas, von dem Sie ein Erxemplar erhalten, wird Sie von der Bedeu-
tung der Einrichtngen in Kenntniß setzen, welche der Wille des Kaisers in
Polen einführen will. Die erste ist die elnes Staatsrathes, in welchem das