Uebersicht der Ereignisse des Jahres 1863. 395
„Staatseinrichtungen, welche sich Frankreich gegeben, Angesichts der allge- *
„meinen Abstimmung anzugreifen", umsonst ging er so weit, die Candi-
datur des Hrn. Thiers in Paris ganz insbesondere und mit allen Mitteln
zu bekämpfen. Die Regierung erlitt in Paris eine vollständige Nieder-
lage: auch nicht ein einziger ihrer Candidaten vermochte durchzudringen;
Hr. Thiers wurde mit großer Majorität gewählt. Auch die großen
Städte Lyon, Marseille, Bordeaur erklärten sich überwiegend gegen die
Regierung, in sehr vielen anderen ergab die Abstimmung wenigstens eine
starke Minderheit für die Candidaten der Opposition. Im Ganzen freilich
blieb das Uebergewicht immerhin überwältigend auf Seite der Regierung:
249 offiziellen Candidaten gegenüber hatten nur 34 wider Willen der
Gewalt ihre Wahl durchzusetzen vermocht. Indeß auch so blieb die That-
sache für die Entwickelung der öffentlichen Meinung Frankreichs bedeu-
tungsvoll genug. Der Kaiser konnte sich darüber kaum einer Täuschung
hingeben.
Zu dieser Schwierigkeit im Innern kam die merxicanische Frage, Merice.
die um so schwerer auf ihm lastete, als das ganze Unternehmen in Frank-
reich durchaus unpopulär war. Konnte es auch nicht zweifelhaft sein,
daß die französische Expeditionsarmee bis nach Merico vordringen werde,
so war doch selbst dieser Erfolg nur durch schwere Opfer an Geld und
Menschenleben zu erlangen und das politische Resultat auch dann noch ein
sehr unsicheres. Die Schlappe, welche die französischen Waffen im vorigen
Jahre vor Puebla erlitten hatten, mußte indeß unter allen Umständen
ausgewetzt werden und so unvorsichtig sie sich damals vorgewagt hatten,
so vorsichtig wurden jetzt die Vorbereitungen zu dem neuen Feldzuge ge-
troffen. Erst im Februar brach General Forey mit seiner Armee von
Orizaba auf, fast zehn Monate nach jenem Ereigniß. Am 16. März
langten die Franzosen wieder vor Puebla an und begannen sofort die
Belagerung. Die Mericaner, welche die Stadt unter General Ortega
besetzt hielten, legten eine Tapferkeit, einen Muth und eine Ausdauer an
den Tag, die Niemand ihnen zugetraut hatte. Erst nach zwei Monaten
gelang es General Forey, die Stadt zur Uebergabe zu zwingen, nachdem
mehrere Forts derselben nicht ohne empfindliche Verluste erstürmt worden
waren und in mehreren Straßen Haus für Haus hatte genommen wer-
den müssen, erst nachdem ein Versuch der Mericaner, die Stadt weiter
mit Lebensmitteln zu versehen, gescheitert war. Dieses Resultat war für
die Franzosen nichts weniger als vielversprechend. Zum Elück für sie