Merico.
396 Aebersicht der Ereignisse des Jahres 1863.
ergab es sich jedoch bald, daß die Widerstandskraft des mericanischen Staats mit
der Uebergabe Puebla's erschöpft war. Die Pässe zwischen Puebla und Mexico
wurden nicht weiter vertheidigt, Merico selbst schon am 31. Mai von
Juarez, der sich mit dem Rest der Armee nach San Luis Potosi zurück-
zog, geräumt. General Forey hielt am 10. Juni mit etwa 15,000 Mann
seinen Einzug in die Hauptstadt. Er ernannte sofort eine Oberjunta
von 35 Mitgliedern, welche ihrerseits eine Art Regentschaft aus dem Ge-
neral Almonte, dem Erzbischof Labastida und dem General Salas beste-
hend einsetzte, und berief 215 Notable des Landes, um über die zukünftige
Regierungsform zu entscheiden. Schon am 11. Juli beschlossen diese ein-
stimmig die Einführung einer absoluten erblichen Monarchie und wählten
den Erzherzog Ferdinand Maximilian von Oesterreich nach den Wünschen
des Kaisers Napolcon zum Kaiser. Eine Deputation ging sofort nach
Europa, um den Erzherzeg zur Annahme der Wahl einzuladen: die Ant-
wort lautete nicht ablehnend, doch vorerst auch noch nicht definitiv zustim-
mend. General Forey verließ jedoch Merico zu Anfang Octobers, und
überließ die vollständige Unterwerfung des Landes seinem Nachfolger, Ge-
neral Bazaine. Eine Anzahl Expeditionen ging zu diesem Zwecke von
Merico ab und so weit die französischen Waffen vordrangen, leisteten die
Mexicaner weiter keinen nennenswerthen Widerstand; wo die Franzosen
einzogen, erklärten sich die Behörden ohne große Schwierigkeiten für die
Monarchic und den Erzherzog Max. Doch gelang es bis zu Ende des
Jahres nicht, Juarez zu unterwerfen oder zu Räumung des Landes selbst
zu zwingen, obgleich er am 17. December auch San Luis Potosi den
Franzosen zu überlassen sich genöthigt sah. Von einer völligen Unter-
werfung, von einer dauernden Pacification des ausgedehnten Landes konnte
keine Rede sein; überall machten Guerillas die Straße unsicher, selbst
zwischen Mexico und Veracruz, nur der organisirte Widerstand konnte als
gebrochen betrachtet werden. Inzwischen trat den Franzosen eine andere
Schwierigkeit entgegen. Seit dem Beginn der Expedition hatten sie sich
im Lande selbst auf die clericale Partei im Gegensatz gegen die durch
Juarez vertretene liberale zu stützen gesucht. Dic ungemessenen Ansprüche
der ersteren, welche den Verkauf der Kirchengüter wieder rückgängig machen
wollten, zwang indeß General Bazaine offen mit ihr zu brechen; der Erz-
bischof Labastida nahm an der Regentschaft keinen Theil mehr. Eine
Mittelpartei besteht nicht, selbst die Elemente fehlen, um eine solche zu
bilden. So waren die Franzosen mehr und mehr ohne andere Stütze im