Full text: Europäischer Geschichtskalender. Vierzehnter Jahrgang. 1873. (14)

Die Oesterreichisch-Angarische Monarchie. 241 
an den Kaiser. Die Umtriebe dagegen in der Umgebung des Kaisers 
werden als gescheitert betrachtet. 
23. Jan. (Ungarn.) Unterhaus: Beginn der Budgetdebatte. Der Mini- 
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sterpräsident Szlavy entwickelt das Programm der Regierung: 
Dasselbe geht im wesentlichen dahin: Recriminationen in Betreff der 
Vergangenheit nützen nichts und sind auch nicht berechtigt, da das ganze 
Haus und alle Parteien die gegenwärtige Finanzlage herbeigeführt haben, 
die keineswegs besorgnißerregend ist. Das erste Mittel zur Verbesserung 
etwaiger begangener Fehler ist Sparsamkeit, welche die Regierung acceptirt, 
soweit fie nicht die öffentlichen Interessen schädigt. Das zweite Mittel sind 
fruchtbringende Anlagen in vernünftiger Reihenfolge; das dritte Verkauf 
derjenigen Domänenparzellen, die dem Staate keinen Nutzen bringen; außer- 
dem Steuererhöhung und Einführung einiger neuen Steuern. Bezüglich 
alles dessen nimmt der Ministerpräsident die Anträge des Finanzausschusses 
an; er theilt ferner mit, daß das Ministerium demnächst Vorlagen einbringen 
werde betreffend Steuererhöhung, den Grundcataster, ein Strafgesetzbuch, ein 
Handelsgesetzbuch und ein * über Actiengesellschaften, endlich einen Plan 
über alle zu bauenden Eisenbahnen, Land= und Wasserstraßen. Die Regie- 
rung werde auch angeben, in welcher Reihenfolge und mit welchen Mitteln 
dieß ohne zu große Belastung des Landes realisirt werden könne. 
„ (Ungarn.) Der Ministerrath erzielt umfassende Beschlüsse be- 
züglich der Militärgrenzfrage, welche die schnellste, ruhigste und voll- 
  
.ständigste Einverleibung der Militärgränze bezwecken, um nationalen 
Agitationen den Boden möglichst zu entziehen. 
„ (Oesterreich.) Herrenhaus: beendigt die Debatte über das Uni- 
versitätsgesetz, das die österreichischen Hochschulen, zumal diejenige von 
Wien, des letzten Restes ihres bisherigen katholischen Characters ent- 
kleidet und genehmigt die Vorlage mit allen gegen die Stimmen der 
kirchlichen Würdenträger. Doch setzt es Cardinal Rauscher durch, daß 
die protestantisch-theologische Facultät in Wien nicht in den Organis- 
mus der Wiener Universität eingefügt wird, sondern nach wie vor in 
einer Art Sonderstellung verbleiben soll. 
„ (Ungarn.) Unterhaus: schließt die Generaldebatte über das Bud- 
get für 1873 und lehnt den Antrag der äußersten Linken, dasselbe 
„von vornherein zu verwerfen, mit 318 gegen 32 Stimmen ab. 
„ (Oesterreich: Böhmen.) Die Cezechen setzen der Wahlreform 
des Reichstags einen Massen-Petitionssturm entgegen und organisiren 
auf den 2. Febr. eine ganze Menge von Meetings. Die Regierung 
verbietet jedoch die letzteren und trifft für alle Fälle militärische Maß- 
regeln. 
1. Februar. (Oesterreich.) Für die griechisch-orientalischen Bisthümer 
der Bukowina und Dalmatiens wird eine der serbischen und rumäni- 
schen coordinirte Metropolie geschaffen und der (verfassungstreue) 
Bischof Hackmann der Bukowina zum Metropoliten ernannt. 
Dalmatien und die Bukowina werden dadurch von der serbischen Metro- 
polie, somit von Ungarn, losgelöst und gelangt die dualistische Organisation 
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