Trankreich. 317
Mehrheit, sondern, Frankreich kann es mit Stolz sagen, in einstimmigem
Wirken seiner Vertreter betrieben worden. Keine der großen Maßregeln,
welche auf den Loskauf unserer nationalen Unabhängigkeit abzielten, hat in
diesem Kreis eine Debatte hervorgerufen oder einen Gegner gefunden. Aller-
dings müssen wir laut anerkennen, daß diese Maßregeln nicht möglich ge-
wesen wären, wenn nicht, wie drückend sie auch waren, das Land selbst, das
ganze Land, sich ihnen mit einer heldenmüthigen Geduld anbequemt hätte,
ohne sich einen Widerspruch oder auch nur ein Murren entschlüpfen zu lassen.
Dieses Zusammenwirken aller Classen kam als Hauptfactor in geschickten und
patriotischen Unterhandlungen dem hochansehnlichen Manne zu Hülfe, an
dessen Stelle ich getreten bin, und von dem nur eine Meinungsverschiedenheit
über die innere Politik — eine Meinungsverschiedenheit, die ich beklage —
Sie zu trennen vermochte. Ich rechne auf Sie, meine Herren, daß mir dieser
nämliche Factor in den Anstrengungen zur Seite stehe, welche ich werde
machen müssen, um dieses heute — Gott sei Dank! — seinem Ende ent-
gegengehende Werk durch die vollkommene Erfüllung unserer Verbindlichkeiten
durchzuführen. Die Aufgabe wird mir übrigens durch die vortrefflichen Be-
ziehungen erleichtert, welche die letzte Regierung zwischen Frankreich und den
fremden Mächten herzustellen gewußt hat, und die ich mich bemühen werde
aufrechtzuerhalten. Meine Verhaltungslinie wird in dieser Hinsicht genau
dieselbe sein, welche mein Vorgänger wiederholt auf dieser Tribüne vorge-
zeichnet hat, und die Sie stets gutgeheißen haben: Aufrechterhaltung des
Friedens, zu der wir uns laut genug bekennen und die wir eifrig genug
üben, daß Europa, welches von unserer Aufrichtigkeit überzeugt ist, in der
Reorganisirung unserer Armee (an welcher ich ohne Unterlaß fortarbeiten
werde) nur den berechtigten Wunsch erblicken kann, unsere Streitkräfte wieder-
herzustellen und den uns gebührenden Nang zu behaupten. (Sehr gutl) In
der innern Politik ließen Sie sich in allen Ihren Acten von dem Geiste der
gesellschaftlichen Erhaltung leiten. Alle großen Gesetze, die Sie mit unge-
heuren Mehrheiten beschlossen haben, hatten diesen wesentlich conservativen
Character. In rein politischen Fragen bisweilen gespalten, fanden Sie sich
leicht auf dem Boden der Vertheidigung der großen Grundprinzipien zu-
sammen, auf denen die Gesellschaft ruht, und die heute von so verwegenen
Angriffen bedroht werden. Die Regierung, welche Sie vertritt, muß also
und wird, dafür stehe ich Ihnen, eine entschieden und entschlossen conserva-
tive sein. (Sehr gutl!) Sehr wichtige Gesetze über die Heeresorganisation,
über die Gemeindeverwaltung, über den Staatsunterricht und andere Fragen,
welche Handels= und Finanz-Interessen ersten Rangs angehen, werden in
diesem Augenblick in Ihren Commissionen ausgearbeitet oder berathen; ich
glaube Minister gewählt zu haben, welche berufen sind, diese Gegenstände
mit Ihnen zu berathen. Andere Gesetze, welche hochwichtige constitutionelle
Fragen aufwerfen, sind auf Grund Ihres ausdrücklichen Auftrags von meinem
Vorgänger eingebracht worden. Sie liegen Ihnen vor, Sie können sie
prüfen, und die Regierung selbst wird sie studiren, und wenn der Tag kom-
men wird, da Sie es angemessen finden werden, über sie zu verhandeln,
wird die Regierung Ihnen über diesen Punkt ihre wohlerwogene Ansicht
sagen. Aber während Sie, m. HH., berathen, hat die Regierung die Pflicht
und das Recht zu handeln; ihre Aufgabe ist vor allem zu verwalten, d. h.
in täglicher Anwendung die Beobachtung der von Ihnen eingeführten Gesetze
zu sichern und ihren Geist den Bevölkerungen einzuprägen. Der gesammten
Verwaltung Einheit, Zusammenhang, Folgerichtigkeit aufdrücken, überall
und in jedem Augenblick dem Gesetz Achtung verschaffen, indem man ihm
auf allen Stufen Organe bestellt, welche es achten und welche sich selbst
achten (Beifall), das ist eine strenge, oft peinliche Pflicht, die aber nach revo-
lutionären Zeiten um so nothwendiger erfüllt werden muß; die Regierung
wird ihr nicht fehlen. (Sehr gutl) Dieß, m. HH., sind meine Absichten;