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Zwei andere Dörfer in der Lombardei folgen dem Beispiele etwas
später nach.
— Oct. In einer ganzen Reihe von größeren und kleineren italienischen
Städten sind franzosenfeindliche Demonstrationen an der Tagesord-
nung.
16. „ Spannung zwischen der italienischen Regierung und derjenigen
Frankreichs. Da das letztere den Gesandtschaftsposten beim König
von Italien schon seit längerer Zeit absichtlich unbesetzt läßt, so er-
hält auch der italienische Gesandte in Paris, Cav. Nigra, auf unbe-
stimmte Zeit Urlaub.
Die Regierung veröffentlicht den abgeänderten Staatsvoranschlag für
1874, wonach das Deficit 110 Millionen Fr. beträgt, sämmtliche
Armeeausgaben inbegriffen. Nach Vorrechnung der Aktiv= und Passiv-
reste erscheint das Deficit um 41 Millionen gemindert. Die Stellung
des Ministeriums verbessert sich.
18. „ Ein zum Protestantismus übertretener Canonicus, Namens Grassi,
folgt unerschrocken der an ihn deshalb erlassenen Vorladung vor das
päpstliche Tribunal der Inquisition. Der Vorsitzende desselben, Card.
Panebianco, begnügt sich, den Abtrünnigen mit einer Strafpredigt zu
entlassen: die Zeit der Scheiterhaufen ist vorbei.
20. „ Die Jesuitenklöster werden zwar unter Protest, aber ohne Wider-
stand geräumt. Die Liquidationscommission geht mit großer Energie
vor, die Curie fügt sich. Dem Cardinal Patrizi wird amtlich an-
gezeigt, daß das Generalatshaus der Jesuiten mit diesem Tage auf-
gehört habe, als Residenz des Ordens betrachtet zu werden. Der Papst
bietet dem Jesuitengeneral, P. Beckr, eine Wohnung im Vatican an.
Derselbe lehnt das Anerbieten jedoch ab und zieht es vor, nach Bel-
gien überzusiedeln. "
„ Ein kgl. Decret schließt die Session des Parlaments und setzt den
Beginn der neuen Session auf den 15. November an.
21. „ Die Kloster-Liquidationscommission ergreift Besitz von 6 weiteren
Klöstern. Die Mönche protestiren, empfangen ihre Pensionscertificate
und räumen darauf die Klöster ohne Widerstand. Die Bevölkerung
verhält sich ziemlich gleichgiltig.
Der Sindaco von Nom zeigt der Bevölkerung an, daß 29 von
ihm namhaft gemachte Mönchs= und Nonnenklöster im Einverständniß
zwischen den Stadtbehörden und der Regierung nach und nach zu
städtischen Bureaux und zu Unterrichtsanstalten ausersehen seien; 34
bisher von Geistlichen geleitete öffentliche Schulen sollen weltliche Lehrer
und Lehrerinnen erhalten.
28. „ Die Regierung publicirt das neue, von beiden Kammern geneh-
migte Armeegesetz. Die italienische Armee zählt demgemäß in Zukunft
auf dem Friedensfuß 214,000 Mann.