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Die päpstliche Curie.
Altkatholiken zu nennen, sie, die durch ihre Doctrin, ihre Neuheit und ihre
Zahl den Character des Alten und der Katholicität so weit wie möglich von
sich werfen. .. Aber diese Menschen haben sich noch weiter und mit mehr
Keckheit auf dem Wege des Unrechtes und der Verdammniß vorgewagt, wie
es gewöhnlich bei ketzerischen Secten in Folge eines gerechten Gerichtes Gottes
geschieht, und sie haben sich auch eine Hierarchie machen wollen. Sie haben
also einen zum Pfeubo-Bischof gewählt und sich eingesetzt, einen notorisch
vom katholischen Glauben Abgefallenen, Joseph Hubert Reinkens; sodann
haben sie, auf daß diesem Gewebe von Schamlosigkeiten nichts fehle, sich zu
dessen Weihe an jene utrechter Jansenisten gewendet, die sie selber, ehe sie
von der Kirche abfielen, gleich allen anderen Katholiken für Ketzer und Schis-
matiker hielten. Indeß dieser Joseph Hubert wagt sich Bischof zu nennen
und, es übersteigt alle Gedenkbarkeit, er ist laut den Worten eines öffent-
lichen Decretes anerkannt und ernannt zum katholischen Bischofe durch den
Durchlauchtigsten Kaiser von Deutschland, welcher ihn vorsetzt als einen sol-
chen, der die Stelle des wirklichen Bischofs einnehmen und als solcher von
allen seinen Untergebenen anerkannt werden soll. Nun setzen aber die aller-
einfachsten Grundsätze der katholischen Lehre fest, daß Niemand als ein gesetz-
mäßiger Bischof gelten kann, der nicht mit der Gemeinschaft des Glaubens
und der Liebe, mit dem Felsen verbunden ist, auf welchem die Kirche Jefu.
Christi errichtet ward.. Wir also, die, obwohl unwürdig, Wir gesetzet
worden auf diesen höchsten Stuhl Petri zur Bewachung des katholischen
Glaubens, damit die Einheit der allgemeinen Kirche bewahret und beschützet
werde, Wir erklären gemäß dem Beispiele unserer Vorgänger und den Regeln
der heiligen Gesetze, kraft der Macht, die Uns vom. Himmel verliehen ward,
nicht allein, daß die Wahl besagten Joseph Hubert Reinkens gegen die Be-
stätigung der heiligen Canones unerlaubt, umsonst und durchaus nichtig ge-
schah und daß ihre Consecration gotteslästerlich ist, wir verwerfen und ver-
abscheuen sie nicht bloß, sondern kraft der Autorität des allmächtigen Gottes
excommuniciren und anathematifiren wir diesen selbigen Joseph Hubert und
mit ihm alle diejenigen, die ihn zu wählen gewagt, die die Hände zu seiner
gotteslästerlichen Wahl geliehen, alle, welche mitgewirkt und, nachdem sie zu
seiner Partei übergetreten, ihm Beistand, Gunst, Hilfe oder Zustimmung
ertheilt haben. Wir erklären, verordnen und erlassen, daß sie von der Ge-
meinschaft der Kirche getrennt sind und unter die Zahl derjenigen gerechnet
werden sollen, mit denen der Apostel allen Christen den Verkehr und Um-
gang solcher Gestalt verboten hat, daß er vorschreibt, ihnen nicht einmal
mehr den Gruß zu entbieten.
„Durch alle diese Thatsachen, die Wir mehr um sie zu beklagen als um
sie zu erzählen berührt haben, wird Euch, ehrwürdige Brüder, hinreichend
dargethan sein, wie traurig und gefahrvoll die Lage der Katholiken in den
von uns bezeichneten Ländern Europas ist. Doch es steht nicht besser und
die Zeiten sind nicht ruhiger in Amerika, wo gewisse Länder den Katholiken
dermaßen feindselig sind, daß ihre Regierungen durch ihre Handlungen den
katholischen Glauben, welchen sie bekennen, zu verleugnen scheinen. Seit
einigen Jahren hat sich dort ein schrecklicher Krieg gegen die Kirche, ihre
Institutionen und die Rechte des päpstlichen Stuhles entsponnen. Wenn
Wir diesen Zustand prüfen wollten, so würden Wir Vieles darüber zu sagen
haben; aber wegen ihrer Wichtigkeit lassen sich die Thatsachen nicht so bei-
läufig untersuchen und Wir werden Uns bei anderer Gelegenheit ausführ-
licher über dieselben aussprechen.
„Zum Schlusse, ehrwürdige Brüder, laßt uns, da wir in Zeiten leben,
die uns viel zu leiden, aber auch viele Gelegenheit, große Verdienste zu er-
werben, geben, vor allen Dingen als gute Krieger Christi niemals den Muth
verlieren. Himmel und Erde werden vergehen, sagt Jefus Christus, aber
meine Worte werden nicht vergehen. Welche Worte? Du bist Petrus, auf