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12. Juni. Das Resultat der Erneuerungswahlen zur II. Kammer ist den
Liberalen nicht günstig. Sie verlieren einige Sitze, so daß ihre Ma-
jorität in der Kammer nur noch 2 Stimmen beträgt.
16. „ I. Kammer: bewilligt den von der Regierung für eine zweite Expe-
dition gegen Atschin geforderten Credit auch ihrerseits und zwar ein-
stimmig.
30. „ II. Kammer: lehnt die Vorlage der Regierung betr. Abschaffung
der Stellvertretung, obgleich sämmtliche Minister wiederholt zu Gunsten
der Vorlage in die Debatte eintreten, mit 43 gegen 25 Stimmen
ab. Die liberale Partei mit ihrer ohnehin kleinen Majorität legt
dabei eine höchst bedenkliche Zerfahrenheit an den Tag. Der Minister
des Innern erklärt, die Regierung ziehe den Entwurf zurück, und der
Kriegsminister, daß er sich nach diesem Votum an etwaigen weiteren
Berathungen des Hauses über Militärangelegenheiten nicht betheiligen
könne. Ein der Kammer gleichfalls spruchreif vorliegender Entwurf
betr. die Vervollständigung der Festungswerke des Landes ist mit der
gefallenen Vorlage vorerst gleichfalls ad acta gelegt.
16. Juli. Der neue Oberbefehlshaber gegen Atschin, Gen. van Spieten,
schifft sich unter zahlreichen und lebhaften patriotischen Kundgebungen
nach Indien ein.
6. Aug. Die zur Prüfung der Münzfrage niedergesetzte Commission er-
stattet einen neuen Bericht, in dem sie namentlich mit Rücksicht auf
die Annahme der Goldwährung von Seite Deutschlands für Holland
gleichfalls die Einführung der reinen Goldwährung empfiehlt.
24. „ Das gesammte Ministerium, das in der laufenden Session der
Generalstaaten eine Reihe von Niederlagen erlitten hat und auf eine
feste Majorität in der II. Kammer nicht zählen kann, gibt dem König
bei seiner Rückkehr von einem Aufenthalte in der Schweiz seine Ent-
lassung ein. Der ehemalige (conservative) Cultminister van Lynden
van Sandenburgk übernimmt den Auftrag, ein neues Ministerium aus
Mitgliedern der gemäßigten Opposition zu wählen, scheitert aber in
seinen Versuchen (5 Conservative und 2 Ultramontane), da die Ultra-
montanen mit den ihnen zugedachten Stellen im Cabinet sich nicht
begnügen wollen, und muß den ihm ertheilten Auftrag in die Hände
des Königs zurücklegen.
15. Sept. Eröffnung der neuen Session der Generalstaaten. Thronrede
des Königs. Das Entlassungsgesuch des Kriegsministers wird ange-
nommen und der Marineminister interimistisch auch mit dem Porte-
feuille des Kriegs betraut. Das übrige Ministerium zieht sein Ent-
lassungsgesuch zurück und bleibt wieder.
19. „ Feierliche Einweihung des neuen Hafens von Vliessingen. Die
öffentliche Meinung verheißt demselben eine große Zukunft zum Nach-
theil für Antwerpen.