Full text: Europäischer Geschichtskalender. Vierzehnter Jahrgang. 1873. (14)

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Schweden und Uorwegen. 
den nördlichen noch fast ganz. Ich will Ihnen also vorbereitende Maßregeln 
zur Anlegung einer Stammbahn im Norden der Gefle-Dala-Eisenbahn vor- 
schlagen. Zur Erleichterung der von Altersher auf dem Lande ruhenden 
Beschwerden bin Ich gesonnen, einen Vorschlag zum Aufhören des Kron- 
brieftragens abzugeben. Verschiedene Veränderungen in dem Unterrichtswesen 
bei unseren Elementarlehranstalten (d. i. höheren Schulen im Gegensatz zu 
Volksschulen) sind in der letzten Zeit in Frage gesetzt worden. Nachdem ein 
zur näheren Entwicklung der Angelegenheit eingesetztes Comité in dem ver- 
flossenen Jahre seine Arbeit abgeschlossen hat, ist es nun meine Absicht, Ihnen 
einen Plan zur Ordnung dieser wichtigen Angelegenheit vorzulegen. Indem 
ich den Segen Gottes herabrufe auf den Reichstag, den ich hiemit für eröffnet 
erkläre, verbleibe ich Ihnen, gute Herren und schwedische Männer, mit aller 
königlichen Gnade und Huld stets wohlgewogen.“ 
27. Jan. (Schweden.) II. Kammer: Debatte über die feierliche Krönung 
des Königs Oscar. Der von der I. Kammer genehmigte Vorschlag 
wird von der II. Kammer so viel als verworfen. 
Die Landmannpartei ist entschieden gegen den Vorschlag, den sie als eine 
bloße, veraltete, aber sehr kostspielige Ceremonie ansieht. Am grellsten sind 
die Einwendungen des ersten Redners, des radicalen Publicisten Hedin, wel- 
cher u. a. äußert: „Was bezweckt man mit diesem Vorschlage? Glaubt man 
vielleicht, daß die Kraft der königlichen Verpflichtungen dem Land und Volk 
gegenüber durch unnöthige Ceremonien, welche dem einen widerlich und dem 
andern komisch vorkommen, vergrößert wird Man kann davon überzeugt 
sein, daß in unseren Tagen der wahre Werth dieser Ceremonien von, den- 
jenigen durchschaut wird, für welche sie bestimmt sind, und daß man dadurch 
das gerade Gegentheil von dem erreicht, wonach man gestrebt hat. Ich pro- 
testire gegen die Wiederbelebung eines so veralteten Gebrauchs, welcher aus 
der Zeit stammt, da das schwedische Volk sich vor dem römischen Papstthum 
beugen mußte, welcher Gebrauch aber jetzt durchaus keine Berechtigung mehr 
findet, weder in dem allgemeinen Zeitbewußtsein, noch im Geist unserer In- 
stitutionen, und welcher außerdem zu bedeutenden Ausgaben führt.“" Der 
Vorschlag wird eigentlich nur vom Vicepräsidenten, Frhrn. Akerhjelm, aber 
auch nur sehr schwach, vertheidigt. Bei der Abstimmung liegt zunächst die 
Frage vor: ob die Sache, so wie fie bereits von der ersten Kammer ange- 
nommen ist, dem Bureau überwiesen werden sollte, damit dieses ein Schreiben 
an den König, übereinstimmend mit dem eingereichten Vorschlag, ausfertigen 
könne, welche Frage jedoch verworfen wird. Demnächst wird darüber abge- 
  
stmt ob der Vorschlug einem besondern Ausschuß überwiesen oder ob der- 
elbe sofort verworfen werden sollte, und für die erste Alternative wird nur 
die geringe Mehrheit von 3 Stimmen erreicht, indem die Ueberweisung zum 
Ausschuß mit 90 gegen 87 Stimmen angenommen wird. Der Antrag wird 
als virtuell abgelehnt betrachtet. Der König kann ich einer neuen Dis- 
cussion über die delicate Frage und einer mehr als wahrscheinlichen Ableh- 
nung des für die Krönung erforderlichen Credits nicht nochmals aussetzen. 
3. Febr. (Norwegen.) Eröffnung des Northings. Thronrede des Königs. 
  
Dieselbe hebt die unerschütterliche Liebe des Königs zu Norwegen und 
zum norwegischen Volke, sowie sein Zutrauen zu den auserkornen Män- 
nern des Landes hervor, äußert als seinen Wunsch das ungestörte Zusam- 
menwirken der vereinigten Reiche, erwähnt der fremden Mächte und namentlich 
Dänemarks Theilnahme an der Trauer des Landes, sowie deren freundschaft- 
liche Gesinnungen, hebt die guten öconomischen Zustände des Landes hervor 
und verheißt Regierungsvorlagen betreffend Münzconvention, Geldbewilligung 
für neu anzulegende Befestigungen und eine beschleunigte Vollendung der 
Eisenbahn von Christiania nach Drontheim, die Gesetzentwürfe betreffend die
	        
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