Full text: Europäischer Geschichtskalender. Vierzehnter Jahrgang. 1873. (14)

466 
Ter#sh-= 
land 
Uebersicht der Ereignisse des Jahres 1873. 
desselben, der Reichskanzler Fürst Bismarck, sprach es im offenen 
Reichstage ohne Nückhalt aus, daß das so plötzliche wie gewal- 
tige Emporsteigen des Reichs von keinem einzigen seiner Nachbarn 
rings herum gern gesehen worden sei und daß die neue Schöpfung 
deßhalb vorerst nach allen Seiten und für längere Zeit mit einem 
ausgesprochenen Mißtrauen, mit einer kaum verhüllten Abneigung 
zu kämpfen haben werde; und noch prägnanter erklärte sein großer 
Feldherr Graf Moltke wiederum im offenen Reichstage erst neulich, 
was das Schwert binnen weniger als einem Jahre glorreich errungen, 
das werde noch fünfzig Jahre lang mit dem Schwert behauptet wer- 
den müssen. 
Sieht man indeß auf die immerhin doch nur kurze Spanne 
Pers Zeit zurück, die uns von dem Ende des Krieges mit Frankreich trennt, 
schritte., so läßt sich nicht läugnen, daß zur Sicherung seiner Resultate für 
Deutsch- 
land 
Deutschland seither sowohl diplomatisch als militärisch durch Klugheit 
und durch Energie bereits viel geschehen ist und daß namentlich das 
Jahr 1873 die Interessen Deutschlands um ein gutes Stück Weges 
gefördert hat. Der innere Ausbau des Reichs, gewiß die Hauptauf- 
gabe der Nation, schreitet zwar langsam und nur Schritt für Schritt, 
aber sichtbar stätig und unaufhaltsam vor, und weit entfernt, auf ihren 
Lorbeeren ausruhen zu wollen, vervollständigt sich die militärische Or- 
ganisation der gesammten Nation von Jahr zu Jahr und wird nichts 
versäumt, in jeder Beziehung militärischer Ausbildung nicht nur hinter 
keiner anderen Nation und in keiner Beziehung zurück zu bleiben, son- 
dern vielmehr jederzeit vor ihnen noch einige und zwar erhebliche 
Schritte voraus zu haben. Das Mißtrauen der Nachbarstaaten end- 
lich ist sichtlich geschwunden, seit sie sich mehr und mehr zu überzeu- 
gen Gelegenheit hatten, daß die deutsche Nation und ihre Regierung 
entschlossen sind, das verpfändete Wort, daß das neue Reich ein Reich 
des Friedens und nicht der immerwährenden Beunruhigung sein werde, 
ernstlich einzulösen, und hat zum Theil und zwar zu einem sehr wesentlichen 
Theile bereits einem entschieden freundlichen und bis auf einen gewissen 
Grad vertrauenden Verhältnisse Platz gemacht. Die diplomatische 
Thätigkeit des deutschen Reichskanzlers, die sich im Einzelnen den Blicken 
der Zeitgenossen begreiflicher Weise noch entzieht, tritt in diesen Resul- 
taten als eine überaus wirksame und erfolgreiche hervor. 
Ueberwiegend ist dieselbe durch das Verhältniß Deutschlands zu
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.