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Uebersicht der Ereignisse des Jahres 1873.
desselben, der Reichskanzler Fürst Bismarck, sprach es im offenen
Reichstage ohne Nückhalt aus, daß das so plötzliche wie gewal-
tige Emporsteigen des Reichs von keinem einzigen seiner Nachbarn
rings herum gern gesehen worden sei und daß die neue Schöpfung
deßhalb vorerst nach allen Seiten und für längere Zeit mit einem
ausgesprochenen Mißtrauen, mit einer kaum verhüllten Abneigung
zu kämpfen haben werde; und noch prägnanter erklärte sein großer
Feldherr Graf Moltke wiederum im offenen Reichstage erst neulich,
was das Schwert binnen weniger als einem Jahre glorreich errungen,
das werde noch fünfzig Jahre lang mit dem Schwert behauptet wer-
den müssen.
Sieht man indeß auf die immerhin doch nur kurze Spanne
Pers Zeit zurück, die uns von dem Ende des Krieges mit Frankreich trennt,
schritte., so läßt sich nicht läugnen, daß zur Sicherung seiner Resultate für
Deutsch-
land
Deutschland seither sowohl diplomatisch als militärisch durch Klugheit
und durch Energie bereits viel geschehen ist und daß namentlich das
Jahr 1873 die Interessen Deutschlands um ein gutes Stück Weges
gefördert hat. Der innere Ausbau des Reichs, gewiß die Hauptauf-
gabe der Nation, schreitet zwar langsam und nur Schritt für Schritt,
aber sichtbar stätig und unaufhaltsam vor, und weit entfernt, auf ihren
Lorbeeren ausruhen zu wollen, vervollständigt sich die militärische Or-
ganisation der gesammten Nation von Jahr zu Jahr und wird nichts
versäumt, in jeder Beziehung militärischer Ausbildung nicht nur hinter
keiner anderen Nation und in keiner Beziehung zurück zu bleiben, son-
dern vielmehr jederzeit vor ihnen noch einige und zwar erhebliche
Schritte voraus zu haben. Das Mißtrauen der Nachbarstaaten end-
lich ist sichtlich geschwunden, seit sie sich mehr und mehr zu überzeu-
gen Gelegenheit hatten, daß die deutsche Nation und ihre Regierung
entschlossen sind, das verpfändete Wort, daß das neue Reich ein Reich
des Friedens und nicht der immerwährenden Beunruhigung sein werde,
ernstlich einzulösen, und hat zum Theil und zwar zu einem sehr wesentlichen
Theile bereits einem entschieden freundlichen und bis auf einen gewissen
Grad vertrauenden Verhältnisse Platz gemacht. Die diplomatische
Thätigkeit des deutschen Reichskanzlers, die sich im Einzelnen den Blicken
der Zeitgenossen begreiflicher Weise noch entzieht, tritt in diesen Resul-
taten als eine überaus wirksame und erfolgreiche hervor.
Ueberwiegend ist dieselbe durch das Verhältniß Deutschlands zu