Allgemeine Chronik. 3
Solothurn, dem Bischof Lachat die frühere Bewilligung zur Besitzergreifung
des bischöfl. Stuhles zurückzuziehen und spricht damit die Erledigung des
bischöfl. Stuhles aus. Zugleich erläßt sie eine Proclamation an das Volk
der 7 Kantone. Zwei von den 7 zur Diöcese gehörigen Kantone, Luzern
und Zug, sind damit nicht einverstanden und anerkennen den Bischof nach
wie vor.
27. Jan. [Schweden.] II. Kammer: Debatte über die feierliche Krönung des
Königs. Der von der I. Kammer genehmigte Vorschlag wird von der
II. Kammer so viel als verworfen. Die sog. Landmannpartei ist entschieden
gegen den Vorschlag, indem sie eine Krönung als eine bloße, veraltete,
aber sehr kostspielige Ceremonie anfsieht. Der Antrag gilt als virtuell ver-
worsen- der König kann sich einer neuen Discussion über die Frage nicht
aussetzen.
28. „ (Oesterreich-Ungarn: Oesterreich.)] Herrenhaus: beendigt die Debatte über
das Universitätsgesetz, das die österr. Hochschulen, zumal diejenige von Wien,
des letzten Restes ihres bisherigen specifisch katholischen Characters entkleidet
und genehmigt die Vorlage mit allen gegen die Stimmen der kirchlichen
Würdenträger.
„ [Rußland.] Rückkunft des Grafen Schuwaloff von seiner Mission nach
England. Ministerconseil. Es ist jenem gelungen, die englische Regierung
bezüglich der Absichten und Plane Rußlands gegen Chiwa zu beruhigen.
General Kauffmann geht nunmehr als designirter Oberbefehlshaber gegen
Chiwa nach Mittelasien ab.
29. „ [England — Frankreich.] Abschluß eines neuen Handelsvertrags nach
den Anschauungen des Hrn. Thiers.
„ [Italien.] In Rom werden durch kagl. Decret wieder 16 große Klöster
expropriirt, um die umfangreichen Gebäulichkeiten derselben zum öffentlichen
Nutzen zu verwenden.
„ [Oesterreich-Ungarn: Oesterreich.] Die Czechen Böhmens setzen der
Wahlreform des Reichsraths einen Massen-Petitionssturm entgegen, ohne
dieselbe indeß mehr hindern zu können.
„ [Frankreich.)] Der Staatsrath hält gegenüber der römischen Curie doch
auf den Rechten des Staats nach dem Concordat fest und zwingt dieselbe
zum Nachgeben.
31. „ [Deutschland: Preußen.] Abg.-Haus: beschließt in erster Linie, der Be-
rathung der 4 kirchenpolitischen Gesetze eine Verfassungsveränderung zu Grunde
zu legen und genehmigt den Wortlaut der beiden neuen Verfassungsartikel
nach dem Vorschlage der 21er Commission mit 262 und 255 gegen 117 und
114 Stimmen (des clericalen Centrums, der Polen und eines Theils der
Feudal-Conservativen).
— „ ([Deutschland: Preußen.] Das Vorgehen des orthodoxen Brandenburger
Consistoriums gegen den freisinnigen Berliner Prediger Sydow hat eine weit
greifende Agitation für und wider den Gemaßregelten hervorgerufen.
1. Febr. [Deutsches Reich.] Bundesrath: Der Reichskanzler legt demselben einen
Gesetzesentwurf vor, nach welchem 68 Millionen Thlr. aus der franz.
Kriegentschädigung zur zeitgemäßen Umgestaltung der deutschen Festungen,
ausschließlich derer in Elsaß-Lothringen (Straßburg und Metz), verwendet
werden sollen.
2. „ (Schweiz.] Der vom Papst einseitig zum Bischof von Genf ernannte Msg.
Mermillod läßt sich in allen kath. Kirchen des Kantons als solchen pro-
clamiren und ruft dadurch in Genf eine gewaltige Aufregung hervor. Die
Regierung setzt sich mit dem Bundesrath über die gegen eine solche Eigen-
mächtigkeit zu ergreifenden Maßregeln in Verbindung.
3. „ [Frankreich — Belgien.] Abschluß eines neuen Handelsvertrags nach
den Anschauungen des Hrn. Thiers.
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