Full text: Europäischer Geschichtskalender. Siebzehnter Jahrgang. 1876. (17)

II. 
Die Oesterreichisch Angarische Monarchie. 
2.—8. Januar. Der dsterreichische Ministerpräsident Fürst 
Auersperg und die österreichischen Minister des Innern, der Finan- 
zen und des Handels conferiren in Pesth mit dem ungarischen Mi- 
nisterium über die Erneuerung des Ausgleichs zwischen Oestlerreich 
und Ungarn, namentlich über die Erneuerung des Zoll- und Han- 
delsbündnisses und über die Bankfrage. Die Ungarn stellen die 
weitestgehenden Forderungen und gehen offenbar darauf aus, ihr 
Defizit durch den neuen Ausgleich auf Kosten Oesterreichs zu decken, 
ohne darum auf irgend welchen Vortheil ihrer politischen Stellung 
innerhalb der Gesammtmonarchie verzichten zu wollen. Die Confe- 
renzen bleiben daher vorerst resultatlos und werden abgebrochen. 
10.— 19. Januar. (Ungarn.) Abg.-Haus: tritt wieder zu- 
sammen und geht sofort an die Berathung der vom Ministerium 
Tisza vorgeschlagenen Comitatsreform. Dieselbe wird schließlich mit 
217 gegen 60 Stimmen angenommen. 
Die Vorlage wird von der äußersten Linken und von der äußersten 
Rechten bekämpft und selbst von der Mosoritst nicht sehr warm vertheidigt, 
aber von Tisza, der daraus eine Cabinetsfrage macht, durchgesezt. Der 
** Fehler, der der Negiekungsvorla e anhasert, ist, daß er ein Zwitter- 
ugä ist, ein Compromiß zwischen den Peiseipten der Sbobbstverwaltang und 
jenen, welche einer geordneten Staatsverwaltung zu Grunde liegen. Die 
Kuecte Linke greift ihn an, weil er die Municipalautonomie vernichte, die 
Rechte wieder opponirt demselben, weil er für eine geordnete Verwaltung 
durch Beibehaltung der gewählten Beamten und die Zusammensetzung des 
Administrationsausschusses keine Gewähr biete. Tisza will „Harmonie“ in 
den Verwaltungsorganismus bringen, und glaubt dieselbe * erreichen, wenn 
*—* disparate Elemente — ernannte Negierungs= und gewählte Comi- 
. eamte, sowie zur anderen Hälfte vom Mürieiplausschuß gewählte Mit- 
glieder — zu einem Körper zusammenkoppelt, der nun das Comitat zu ad- 
ministriren berufen ist. Daß er dieß zu thun nicht im Stande sein, daß er 
zum mindesten als ein überflüssiger Factor die Azministration nur hindemm 
und noch mehr verwirren werde, davon ist bis auf Tisza und seine intimste 
Umgebung jedermann überzeugt. Die wenigsten machen ein Hehl daraus,
	        
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