378 Miederlande. (April 2. Juli 14.)
welchen die schwachen holländischen Streitkräfte nicht wirksam steuern
können, wird in Englisch--Indien eine der holländischen Herrschaft
ungünstige Stimmung laut.
„Wir möchten gern", heißt es in einem englisch-indischen Blatte, „daß
unsere Nachbarn bedenken wollten, daß es in unsern Tagen eine unerträgliche
Anomalie ist, wenn aus Häfen, in denen die niederländische Flagge weht,
Seeräunberei getrieben wird . Wenn sie Acchin nicht bewältigen können,
dann gibt es noch andere europäische Staaten, welche die Macht dazu haben;
der jetzige Zustand ist für den Handel unhaltbar, und was uns betrifft, so
möchten wir gern, daß die Sache von einer Macht in die Pand genommen
wird, welche wirklich im stande ist, Frieden zu stiften — denn Atchin ist
eine sehr wertvolle Kolonie."“
26. April. (Sozialistenversammlung.) Der „Verein
für allgemeines Stimmrecht“ hält eine Volksversammlung; der
Sozialist Domela Nieuwenhuys stellt als Forderungen der Sozia-
listen 3 Sätze auf:
„Die erste Kammer muß abgeschafft werden; jeder großjährige Nieder-
länder, der im Besitze der bürgerlichen Rechte ist, soll an den politischen
Wahlen teilnehmen dürfen; alle bestehenden Steuern sind schlecht und ver-
nunftwidrig, sie müssen durch eine fortschreitende Einkommensteuer ersetzt
werden."“
28. April. (Ministerkrise.) Nachdem der Versuch, ein
konservatives Kabinet zu bilden, gescheitert ist, zieht das Ministerium
Heemskerck sein Entlassungsgesuch zurück und erklärt, es werde den
Versuch machen, die Verfassungsänderung durchzuführen.
12. Mai. Auflösung der zweiten Kammer durch könig-
liches Dekret. Die Wiedereröffnung nach den Neuwahlen wird auf
den 14. Juli festgesetzt.
26. Mai. In Beantwortung der Petitionen verschiedener
Ackerbautreibenden spricht sich die Regierung rundweg gegen einen
Getreide-Einfuhrzoll, als für den Ackerbau nutzlos oder ge-
radezu schädlich aus.
16. Juni. (Wahlergebnis.) Es sind gewählt: 46 Liberale,
16 orthodoxe Protestanten, 17 Katholiken, 1 Konservativer. 6 Stich-
wahlen, von denen eine zu Gunsten der Liberalen ausfällt, sodaß
die neue Kammer aus 47 Liberalen und 39 Gegnern derfselben be-
steht; in der aufgelösten war das Verhältnis 43 zu 43.
14. Juli. Eröffnung der außerordentlichen Session der neu-
gewählten Generalstaaten. Der König verliest die Thronrede,
in welcher er der Hoffnung Ausdruck gibt, daß die durch die Auf-
lösung der Kammern, welche durch eine Meinungsverschiedenheit zwischen der
Regierung und einem Teile der zweiten Kammer herbeigeführt wurde, unter-
brochenen Arbeiten wieder aufgenommen werden. Die Thronrede bezeichnet
die Beziehungen zu den auswärtigen Mächten als sehr freundschaftliche, drückt