Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dritter Jahrgang. 1887. (28)

Die Rämishhe Rurie. (Februar 28. — April 11.) 389 
Der Papst trägt in derselben die von den armenischen Katholiken ge- 
spendete Stola und den vom Sultan ihm mit einem eigenhändigen Schrei- 
ben übersandten Ring und erwidert die Ansprache des Patriarchen mit dem 
Ausdruck des Dankes an den Sultan für die den Katholiken in der Türkei 
gewährten Freiheiten. 
28. Februar. Kardinalstaatssekretär Jakobini f. 
Ende Januar hatte der Kardinal in Anbetracht seines leidenden Zu- 
standes um Enthebung von seinem Posten gebeten, welche auch vom Papste 
unter Anerkennung seiner besondern Verdienste angenommen worden war. 
3. März. Der Papst antwortet dem ihm zu seinem Krönungs- 
tage in einer Adresse beglückwünschenden Kardinalskollegium mit einer 
Ansprache. 
Dieselbe beginnt mit einer Lobpreisung auf den verstorbenen Jako- 
bini. Dann fährt der Papst fort: „Bei Beginn meines Pontifikats erschrak 
ich über die Schwierigkeiten der Lage des Heiligen Stuhles im allgemeinen 
und dessen noch schwierigere Stellung in Rom. Heute fühle ich mich ge- 
stärkt, wenn ich an die übermenschliche Lebensfähigkeit des Papsttums denke, 
welche sich mir lichtvoll geoffenbart, auch gegenüber den Katastrophen, die 
sich vorzubereiten scheinen und die zu bestehen man von der göttlichen Kraft 
des Papsttums überzeugt sein muß.“ Obgleich gehaßt und bekämpft, setze 
das Papsttum ohne Unterlaß seine friedlichen Eroberungen fort auf dem 
Gebiete der Missionen. Das einzige Heil der Welt beruhe auf der wohl- 
thätigen Aufgabe des Papsttums, an dieses werde man sich wenden, wenn 
Drangsale ausbrächen. Die Sache der Ordnung würde überall gewinnen, 
wenn die Völker und die Regierungen die Notwendigkeit der Freiheit des 
heiligen Stuhles einsehen würden. „Ich werde fortfahren, die Unabhängig- 
keit und Sicherheit des heiligen Stuhles zu verlangen. Man sucht die Akte 
und Absichten des Papsttums zu entstellen; allein wenn es die Unabhängig- 
kei wieder erlangen würde, so würde Italien, das demselben seinen schönsten 
Ruhm verdankt, zu allererst den Vorteil genießen."“ 
4. März. Der Jesuitengeneral Pater Johannes Beckr f. 
Es folgt ihm der bisherige Koadjutor mit dem Rechte der Nach- 
folge Pater Anton Anderledy. 
14. März. (Kardinalsernennungen.) In einem geheimen 
Konfistorium werden zu Kardinälen der Nuntius in Wien Vannu- 
telli, der Nuntius in Madrid Rampolla del Tindaro, der 
Nuntius in Paris Rendé, der ehemalige Nuntius in München, dann 
Lissabon Masella und Erzbischof Jordani von Ferrara ernannt. 
11. April. (Bismarck und die römische Frage.) Aus 
vatikanischen Kreisen wird bekannt, daß Monsignore Galimberti 
(vol. Deutsches Reich III, 27.) in einer zweistündigen Unterredung 
mit dem Fürsten Bismarck auch die römische Frage berührt, aber 
leicht über dieselbe hinwegzugehen gesucht habe. Der Kanzler sei 
aber mit Nachdruck darauf zurückgekommen und habe gesagt: ihm 
scheine eine Versöhmung zwischen dem Papsttum und Italien im 
Interesse des Reichs, Italiens und nicht minder der Kirche selbst
	        
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