Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierter Jahrgang. 1888. (29)

152 Das deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Oltober 2. Hälfte.) 
kratie mit ihren sklavenhändlerischen Interessen der eigentliche Gegner 
Deutschlands in Ostafrika sei. 
Der erste vom 24. September datierte Bericht stützt sich auf Mit— 
teilungen des sansibarischen Generals Matthews, welcher am 23. September 
abends mit den regulären Truppen aus Pangani zurückkehrte. Der Um- 
schlag in der Stimmung der dortigen Araber gegen den General wird zurück- 
geführt auf die Anstiftung eines Arabers Namens Buschiri. Das Haus des 
Generals war Tag und Nacht von Bewaffneten umringt, und er wäre er- 
mordet worden, wenn nicht seine Soldaten ihn mit ihrem eigenen Leben 
geschützt hätten. Der allgemeine Hass richte sich lediglich gegen alles Euro- 
päische und Christliche. „Als dann die Aufrührer versuchten, die regulären 
Soldaten ihrem Führer abspenstig zu machen, sah General Matthews ein, 
daß sein Bleiben in Pangani nichts nützte, und da nach den Nachrichten 
aus Tanga, wo die Bewegung ebenfalls von Pangani aus geleitet wird, die 
gleiche Erfolglosigkeit seines dortigen Einschreitens vorauszusehen war, so 
kehrte er am 23. mit seinen Soldaten nach Sansibar zurück. Der vom 
Sultan zum Wali bestimmte Araber ist in Pangani geblieben, Matthews 
wird ihm von hier aus hundert arabische Askaris hinüberschicken, und der 
Gouverneur will versuchen, mit ihnen allmählich geordnete Zustände herbei- 
zuführen. Ob und in welcher Zeit ihm dies gelingen wird, ist nicht zu 
übersehen; jedenfalls müsse es auch nach Angaben des Generals Matthews 
für ausgeschlossen gelten, in einigen Wochen die Rückkehr europäischer Ange- 
stellter nach Pangani und Tanga zu ermöglichen.“ — Der zweite Bericht 
beschäftigt sich mit der Lage der südwestlichen Häfen der deutschen Interessen- 
sphäre und stützt sich auf Mitteilungen, welche bis zum 18. und 19. Sept. 
reichen. Darnach lagen die Verhältnisse in Mikindani, wo Herr v. Bülow 
Bezirkschef der deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft war, und in Lindi, wo Ferr 
v. Eberstein Bezirkschef war, ursprünglich verhältnismäßig günstig. Nicht 
so günstig lagen die Verhältnisse in Kilwa, da die Bevölkerung hier schon 
von früher übel berüchtigt war und als unruhig galt. Der Bericht schließt 
mit der Bemerkung, daß in den drei südlichen Hafenplätzen die Zollerhebung 
unter deutscher Leitung ohne alle Schwierigkeit von statten geht. — Aus dem 
dritten und letzten vom 25. September datierten Bericht des kaiserlichen 
Generalkonsuls geht hervor, daß die Vorgänge, welche auch in den südlichen 
Hafenplätzen die Beamten der deutschostafrikanischen Gesellschaft zum Rückzuge 
zwangen, erst am 25. September in Sansibar bekannt geworden sind. Der 
Bericht bestätigt, daß am 22. September einer der beiden Angestellten der 
deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft infolge eines Streites mit Arabern getötet 
wurde. „Darauf scheint die Bevölkerung einen Angriff auf das Stations- 
haus der Gesellschaft unternommen zu haben; die Insassen verteidigten sich 
durch Gewehrfeuer, töteten fünf oder sechs Angreifer, unterlagen aber endlich 
der Übermacht. Über das Schicksal des zweiten Angestellten ist noch nichts 
sicheres bekannt, nach einer, wohl leider der wahrscheinlicheren Version, wäre 
er ebenfalls getötet, nach einer anderen nur verwundet worden.“ Auf Re- 
quisition des kaiserlichen Generalkonsuls vom 20. September hatte der Ge- 
schwaderchef den Kreuzer „Möwe“ am folgenden Tage von Bagamoyo nach 
Kilwa geschickt. Der kaiserliche GUenerallonsul vermutete, daß den Aufständen 
in Kilwa und Bagamoyo ein gemeinsamer Plan zu Grunde lag. Herr 
Michahelles befürchtete, wie sich aus den später eintretenden Ereignissen auch 
herausstellte, daß auch in Lindi und Mikindani Feindseligkeiten ausbrechen 
würden, und er unterrichtete deshalb den Admiral von den Vorgängen in 
Kilwa und bat ihn, ein Schiff nach Lindi und Mikindani zur Unterstützung 
der dortigen Angestellten zu senden. 
 
	        
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