Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierter Jahrgang. 1888. (29)

Das deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Okt. 2. Hälfte —27.) 155 
deutender Tag gerade in dieser Richtung. Das Werk, dem die heutige Feier 
galt, ist das erste, welches als eine bedeutende Leistung der inneren Politik 
des Reichs unter Meiner Regierung zur Vollendung gereift ist; und es ist 
Mir eine ganz besondere Freude, daß dies gerade in Ihrer Stadt stattge- 
funden hat. Mit hoher Genugtuung erfüllt Mich der heutige Tag und Ich 
hoffe, daß Gottes Segen auf demselben ruhen wird, und daß die Stadt 
Hamburg durch diese Tat einen Aufschwung nehmen wird, der alle unsere 
Hoffnungen übersteigt. Sie haben einen großen Dienst für das Vaterland 
geleistet; Sie sind ja Diejenigen, die das Vaterland mit unsichtbaren Banden 
an die fernen Weltteile weithin anknüpfen, seine Erzeugnisse herüberbringen. 
Und nicht nur das; Sie sind es, die auch unsere Gedanken und Ideen der 
fernen Welt mitteilen, wofür Ihnen das Vaterland besonderen Dank schuldet. 
— Wir aber, die Wir hier versammelt sind und die Gastlichkeit der lieben 
Stadt Hamburg genossen haben, erheben Unser volles Glas und trinken auf 
das Wohl und das Gedeihen dieser Stadt und erflehen Gottes Segen über 
die Stadt Hamburg! Die Stadt Hamburg lebe hoch! — hoch!! — hoch!!!“ 
2. Hälfte Oktober. (Mackenzies Erwiderungsschrift.) 
Das Landgericht zu Duisburg hebt die Beschlagnahme der Macken- 
zie'schen Erwiderungsschrift wieder auf. 
27. Oktober. (Sklavenhandel.) In Köln findet behufs 
Kundgebung für die Unterdrückung der Sklaverei in Afrika im 
Gürzenich eine zahlreich besuchte Volksversammlung statt. Unter 
Anderen sind der Oberpräsident, der Erzbischof, sowie die Spitzen 
der Zivil- und Militärbehörden anwesend. In derselben spricht 
zunächst der Afrikareisende Leutnant Wißman über seine Erlebnisse 
in Afrika. Alsdann ergreift Dr. Fabri sen. das Wort. 
Der Redner führte unter anderem aus, daß für Neuguinea, für Süd- 
westafrika, auch für die deutschen Besitzungen in Mittelwestafrika die Skla- 
vereifrage geringfügig sei. Anders in Ostafrika. Herr Fabri sprach die 
Ansicht aus, daß die Kraft der deutschen Kriegsmarine nötigenfalls unter 
Zuziehung der kleinen Truppenmacht des Sultans von Sansibar ausreiche, 
um den Aufstand an den Küsten niederzuwerfen. Zur Aufrechterhaltung der 
Ordnung bedürfe es jedoch einer kleinen ständigen Truppenmacht, und zwar 
habe die deutschostafrikanische Gesellschaft eine solche zu stellen. Kann Ost- 
afrika nicht von deutscher Kapitalkraft kultivatorisch ausgebeutet werden, 
können unsere Missionare nicht ruhig und gesichert an der moralischen und 
geistigen Hebung seiner Negerstämme arbeiten, kann der Forschungsreisende 
und Händler nicht sicher seines Weges ziehen, so ist der nominelle Besitz 
großer Ländergebiete eine Einbildung ohne jeden praktischen Wert. Der 
Kampf gegen die Araber müsse durch freiwillige Expeditionen in der Weise 
der in Deutschland vorbereiteten Emin Pascha-Expedition aufgenommen und 
geführt werden. Das Ziel der Emin Pascha-Expedition sei nicht mehr die 
Befreiung Emins, sondern in erster Linie der Kampf mit dem Arabertum 
im Innern. Herr Fabri erwartet die Ausrüstung gleichartiger Expeditionen 
vom König von Belgien und von England. Schließlich verlangt er für die 
deutsche Expedition beträchtliche Zuschüsse aus Reichsmitteln. 
Die Versammlung nimmt zum Schluß einen von Oberstaats- 
anwalt Hamm Namens des Ausschusses vorgeschlagene Resolution 
an, welche lautet:
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.