II.
Die Österreichisch-Ungarische Monarchie.
Anf. Januar. (Dalmatien: Slawische Liturgie.) Die
„Neue Freie Presse“ teilt einen ausführlichen Bericht über die in
den letzten Dezembertagen im Landtage zu Zara verhandelten An-
trag des kath. Pfarrers Ljubic mit, welcher fordert, „daß der
Landesausschuß beauftragt werde, wahrheitsgemäß die tatsächlichen
Zustände über die Frage der glagolitischen Liturgie in Dalmatien
zu untersuchen“.
In seiner Begründung sagt Ljubic: Die glagolitische Liturgie sei
ein altes Privilegium der Südslawen, vom hl. Stuhle bekräftigt. In letzter
Zeit erst seien Schwierigkeiten aufgetaucht (vgl. Gesch.-Kal. 1887 X. Mitte
und XII. 6; Röm. Kurie IV. 16). Es handle sich also nicht um eine kirch-
liche, sondern um eine nationale Frage.
Erzbischof Maupas will nicht leugnen, daß an einigen Orten
Dalmatiens die slawische Liturgie tatsächlich bestehe, doch sei der vom Vor-
redner eingeschlagene Weg eine Verirrung, nie könne der Landtag über eine
katholische innerkirchliche Frage entscheiden. Hier habe man sich an das
Oberhaupt der Kirche, dem allein die Entscheidung zustehe, zu wenden und
der Abg. Ljubic, der Priester sei, hätte sich mit seinen Wünschen allein an
seinen Ordinarius in Spalato zu halten.
Abg. Bakotic zitiert den russischen Schriftsteller Pypin, der die
Einführung des Christentums die erste historische Tat der slawischen Völker
nenne und spricht für den Antrag, sagt aber, man hätte sich lieber an die Re-
gierung mit der Anfrage wenden sollen, warum sie soweit gehe, den Slawen
das Beten in ihrer Sprache zu verbieten. Der Papst sei nicht bloß Ober-
haupt der Kirche, sondern auch Diplomat. Zu welchem Zwecke hätte er
wohl auf die Bischöfe und den Nuntius gewirkt, wenn die österreichische Re-
gierung an der Sache nicht beteiligt gewesen wäre?
Erzb. Maupas. Der Nuntius habe ihm direkt erklärt, daß er auf
unmittelbaren Befehl des Oberhaupts der Kirche sein Rundschreiben erlassen.
Es werde in allen slawischen Kirchen slawisch gesungen und gebetet, niemand
sei eingefallen, das zu verbieten. Die Liturgie allein sei lateinisch und das
eine andere Sache. „Ich werde mich neigen, wenn das Oberhaupt der Kirche