Die Österreichisch-Ungarische Monarchie. (Okt. 24.—Nov. 1. Hälfte.) 279
Die Operation umfaßt die gesamten Eisenbahn-Prioritäten und Grund-
entlastungs-Obligationen im Gesamtbetrage von nahezu einer Milliarde. Durch
dieselbe wird die jährliche Amortisationslast Ungarns um circa 14 Millionen
erleichtert.
24. Oktober. (Österreich: Abgeordnetenhaus.) Finanz-
minister v. Dunajewski legt in der ersten Sitzung des Abgeord-
netenhauses das Budget für 1889 vor.
Nach demselben beträgt das Gesamterfordernis 538.345.786 fl., die
Gesamtbedeckung 538.515.245 fl. Es ergibt sich demnach ein Überschuß von
169.459 fl. Das Budget erscheint mithin gegenüber dem Vorjahre um
21.544.819 fl. günstiger.
Anfang November. (Österreich: Die österreichische
Sozialdemokratie.) Die Redaktionen von fünf österreichischen
Zeitschriften veröffentlichen einen Aufruf zu einem „Parteitag der
österreichischen Sozialdemokratie“ für die Tage vom 30. Dezember
bis 1. Januar.
In dem Aufruf wird beklagt, daß die Entwicklung der Sozialdemo-
kratie in Österreich nach kurzem Aufschwunge durch ungünstige Verhältnisse
und durch Uneinigkeit gehemmt worden sei, der Parteitag bezwecke nun „die
Vereinigung der klassenbewußten Arbeiterschaft zu einer wirksamen zielbe-
wußten sozialdemokratischen Arbeiterpartei". Mit Bezug auf den Anarchis-
mus bemerkt der Aufruf: „Mehr und mehr wurde es Überzeugung der
Massen der bewußten Arbeiterschaft, daß die Partei ebenso die Pflicht hat,
Schritt zu halten mit der durch die fortschreitende Proletarisierung täglich
wachsenden Entschlossenheit der Arbeiterklasse, als es ihre Pflicht ist, in
zäher, unverdrossener Arbeit ihren Zielen nachzustreben, wo sprunghaftes
Vorgehen nur fruchtlose Opfer schafft.“
Anfang November. (Österreich: Vereinigung der
deutschen Klubs.) Die deutschen Klubs des Parlaments ver-
einigen sich auf folgender Grundlage:
Wahrung der Staatseinheit, Schutz des Deutschtums und der berech-
tigten Stellung der Deutschen in Österreich, sowie Erhaltung und Ent-
wickelung freiheitlicher Verfassungsgrundsätze. Die Vereinigung führt von
jetzt ab die Bezeichnung „Vereinigte deutsche Linke.“
1. Hälfte November. (Österreich-Ungarn: Wehrgesetz.)
Dem ungarischen Reichstage wie dem Präsidium des österreichischen
Abgeordnetenhauses geht die angekündigte Wehrvorlage zu, dem
ersteren außerdem der Entwurf des ungarischen Landwehrgesetzes.
Die Dauer der Dienstverpflichtung ist darnach gegenüber den bis-
herigen Bestimmungen nur für die Kriegs-Marine verändert. Die Dienst-
pflicht derselben war bisher 4 Jahre in der Linie, 5 Jahre in der Reserve;
hierzu treten künftig 3 Jahre in der Seewehr, so daß die 12jährige Ver-
pflichtung, wie sie das Landheer hat, erreicht wird. Der Beginn der Stel-
lungspflicht, welcher bisher mit dem 1. Jannar des Kalenderjahres, in dem
der Wehrpflichtige das 20. Lebensjahr vollendet, zusammenfiel, ist um 1 Jahr
hinausgeschoben, es ist also das 21. Lebensjahr maßgebend. Es gründet
sich dies auf die bei der Aushebung gemachten Erfahrungen bezüglich der