288 Spanien. (Dezember Anfang —1. Hälfte.)
die sich verstärkende Intimität französischer und spanischer Politikmacher desto
pikanter erscheinen."
Anfang Dezember. (Graf Benomar.) Die plötzliche Ab-
berufung des spanischen Botschafters beim deutschen Reich erregt
in beiden Ländern großes Aufsehen. Als Grund derselben wird
in der Presse das Gerücht angeführt,
Graf Benomar habe zur Zeit, als unter Alfons XII. ein liberales
Kabinet am Ruder war, dem Führer der konservativen Opposition, Canovas,
Schriftstücke des Ministeriums des Äußern überliefert. Canovas' Blatt
„Epoca“ erklärt diese Darstellung für falsch, gibt aber zu, daß Canovas in
den Besitz von Amtsgeheimnissen gelangt sei.
Vor seiner Abreise in die Heimat wird dem Botschafter in
Berlin ein Diner gegeben, das der deutsche Kaiser mit seinem Be-
suche beehrt.
1. Hälfte Dezember. (Kabinetswechsel.) Am 7. Dezember
reicht der Kriegsminister Cassola infolge von Opposition gegen seine
Militärreform die Demission ein. Am Tage darauf schließen sich
der Finanzminister und der Minister des Innern ihm an. In-
folge dessen kommt es zum Kabinetswechsel. Mit der Neubildung
des Kabinets wird wiederum Sagasta von der Königin-Regentin
betraut. Dasselbe setzt sich am 10. Dezember, wie folgt, zusammen:
Sagasta Ministerpräsident, Beja de Armijo Auswärtiges, Capdevon
Inneres, Canalejas Justiz, Becerra Kolonien, Admiral Arias Marine, Xi-
quena öffentliche Arbeiten, Gonzalez Finanzen, General Chinchilla Krieg.
Das neue Ministerium Sagasta stellt sich am 11. den Cortes
vor. Ministerpräsident Sagasta erklärt, er werde dieselbe Politik
wie früher befolgen und bei den Cortes Vorschläge, betreffend das
allgemeine Stimmrecht, die militärischen Reformen und eine Ver-
minderung der Ausgaben einbringen.