Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierter Jahrgang. 1888. (29)

Großbritannien. (November 2. Häfte — Dezember 2. Hälfte.) 315 
Millionen Bewaffnete, die von 5 europäischen Großmächten unterhalten 
würden. Diese Thatsache dürfe zwar die Friedenszuversicht nicht vermin- 
dern, es herrsche aber das Gefühl im Volke, daß inmitten solcher Vorberei- 
tungen England nicht unvorbereitet bleiben dürfe. 
2. Hälfte November. (Neue Encyklika.) Der Papst er- 
läßt eine neue Encyklika in Bezug auf Irland. 
Dieselbe sagt im Eingange, der Vatikan habe mit Bedauern ver- 
nommen, daß in mehreren Kirchspielen in Irland die ursprüngliche Bulle 
nicht promulgiert worden sei und daß, ungeachtet des Verbotes des Papstes 
mehrere Priester fortgesetzt an Versammlungen revolutionärer Tendenz teil- 
nehmen. 
13. Dezember. (Währungsfrage.) In der Konferenz der 
Bimetallisten-Liga, welcher viele Mitglieder des Oberhauses und 
Unterhauses, sowie Delegierte des Handels und Ackerbaues bei- 
wohnen, wird einstimmig beschlossen, sofort Schritte zu thun, um 
die Regierung zu veranlassen, das jetzige Währungssystem durch die 
Doppelwährung zu ersetzen. 
17. Dezember. (Deutschlands Kolonisationstalent.) Im 
Unterhaus erklärt Unterstaatssekretär Fergusson in Bezug auf die 
Differenzen auf Samoa: Z 
Die Regierung habe sich seit Jahren zur Neutralität zwischen den 
dort bestehenden Parteien verpflichtet, eine den Bürgerkrieg endende Lösung 
sei sehr erwünscht. Die Deutschen seien überall die besten Ansiedler, in den 
britischen Kolonien sei es nicht überraschend, daß Deutschland ein Auge auf 
die Insel werfe, die so geeignet zur Kolonisierung sei, in England sollte 
man doch nicht mit Eifersucht auf die Bewegungen anderer Nationen in der 
Richtung der Kolonisierung blicken. « 
2. Hälfte Dezember. (Ostafrikanische Politik.) Greenfell 
nimmt mit 4000 Mann englischer und ägyptischer Truppen die 
feindlichen Verschanzungen bei Suakim mit Sturm. Der Feind ver- 
liert mehr als 1000 Mann. 
Am 20. Dezember bemerkt Lord Salisbury bei einem ihm 
zu Ehren gegebenen Dejeuner nach Verlesung der Depesche über 
den Sieg Greenfells: 
England wolle sich nicht aufs neue in die ägyptischen Wüsten ver- 
raben, aber solange der Khedive es wünsche, sei England durch das Ver- 
prechen des Ministeriums Gladstone gebunden, die Besetzung der Häfen des 
Roten Meeres aufrecht zu erhalten; man werde also nicht Suakim auf- 
geben dürfen, außerdem wäre es eine Thorheit, wenn die englische Regierung 
in dem Augenblick, wo sie sich anschickt, den Sklavenhandel zu unterdrücken, 
Suakim verlassen würde, da gerade im Roten Meere ein hartnäckiger und 
entscheidender Kampf hierüber stattfinden würde. Salisbury fügt hinzu, 
man müsse sich auch der Verpflichtungen erinnern, die England dem Sultan 
gegenüber übernommen habe. England sei durch den Pariser Vertrag ver- 
pflichtet, die Integrität des ottomanischen Reiches aufrecht zu halten. 
2. Hälfte Dezember. (Stanley.) In London trifft eine
	        
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