Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierter Jahrgang. 1888. (29)

320 Frankreich. (Februar 2.—23.) 
Handelsminister Dautresme vor. Floquet macht tags darauf Baron 
Mohrenheim einen Besuch und letzterer nimmt die Einladung zu 
einem großen Diner an, welches Floquet am dreizehnten dem Prä- 
sidenten der Republik und dem diplomatischen Korps zu geben be- 
absichtigt. 
2. Februar. (Ordensschwindel.) In der Kammer bringen 
Cassagnac und die anderen Mitglieder der Rechten eine Inter- 
pellation ein über die Haltung der Regierung in der Ordens- 
Affaire und über die gemachten Bemühungen, den hauptsichlich 
Beschuldigten der Gerechtigkeit zu entziehen. 
Am folgenden Tage begründet de Launay, von der Rechten, die 
Interpellation und erklärt, daß der Hauptschuldige nicht getroffen wurde. 
Redner führt verchien- Thatsachen an, um nachzuweisen, daß die Justiz 
nicht freien Lauf hatte und durch eine politische Intervention paralysiert 
wurde. — Floquet protestiert gegen die Verlesung von Schriftstücken. — 
Cassagnac fordert den Präsidenten auf, nicht in die Debatte einzugreifen. 
—. Floquet ersucht den Redner, nicht in einem drohenden Tone zu sprechen, 
der niemanden erschrecke. (Beifall.) — Cassagnac erwidert, dies sei eine 
Wirtshaussprache. — Minister Fallieres rechtfertigt das Verhalten der 
Regierung in der Affaire. Man hätte Wilson verhaftet, wenn man dessen 
Schuld erwiesen gefunden hätte. Der Minister glaunbt, die Interpellation 
bezwecke nur, eine Pression auf die Gerichtspersonen auszuüben, aber er er- 
klärt, daß die Entscheidung des Untersuchungsrichters, wie sie auch ausfallen 
möge, in voller Freiheit seiner Entschließung getroffen werden wird. (Bei- 
fall.) — Die von der Regierung gutgeheißene einfache Tagesordnung wurde 
mit 305 gegen 175 Stimmen angenommen. 
13. Februar. (Tongking.) In der Deputiertenkammer 
wird der Kredit für Tongking im Betrage von 20 Millionen mit 
256 gegen 256 Stimmen abgelehnt. 
Der Ministerpräsident Tirard erklärt, wenn mit dem Votum der 
Kammer die Zurückziehung der Truppen aus Tongking beabsichtigt würde, 
so könne die Regierung die Verantwortlichkeit dafür nicht übernehmen; wenn 
jedoch dadurch nur eine Aufforderung zu größerer Sparsamkeit in dieser 
Frage ausgedrückt werden solle, so sei die Regierung bereit, hierauf einzu- 
gehen, und verlange die Bewilligung eines Kredits von 19.800,000 Frcs., 
welchen die Kammer mit 264 gegen 256 Stimmen genehmigt. 
23. Februar. (Armee-Einteilung.) Der Kriegsminister 
legt dem Heeres-Ausschuß eine neue Armee-Einteilung vor, wonach 
sich das Heer folgendermaßen zusammensetzen soll: 
Infanterie: 162 Regimenter zu je 3 Bataillonen mit je 4 Kompanien 
und einer Depotkompanie; 30 Bataillone Jäger zu Fuß zu je 6 Kompanien 
und 2 Depotkompanien; 4 Zuaven-Regimenter zu 4 Bataillonen mit je ( 
Kompanien und 2 Depotkompanien; 2 Regimenter der Fremdenlegion zu 4 
Bataillenen mit je 4 Kompanien und einer Depotkompanie; 5 Bataillone 
leichter afrikanischer Infanterie mit einer von dem Minister zu bestimmenden 
Anzahl von Kompanien. Kavallerie: 12 Kürassier-, 30 Dragoner-, 21 Jäger-, 
18 Husaren-, 6 afrikanische Jäger= und 6 Spahis-Regimenter, im ganzen
	        
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