Frankreiij. (März 12.—15.) 325
wir leben, meine formelle Pflicht ist, mich ausschließlich meinen militärischen
Obliegenheiten zu widmen, habe ich die Ehre, um den diesfälligen Kund-
gebungen für meinen Namen, deren Erneuerung noch versucht werden dürfte,
ein Ende zu machen, Sie zu ersuchen, entweder gegenwärtiges Schreiben ver-
öffentlichen zu wollen oder mich zur Veröffentlichung eines Schreibens zu
ermächtigen, in welchem ich meine Freunde bitten werde, ihre Stimmen, die
ich nicht annehmen kann, nicht auf mich zu zersplittern."“
12.—14. März. (Kammer.) Die Kammer verhandelt das
Einnahmen-Budget.
Tirard verlangt, daß man vor der Diskussion des Budget-Ausschuß-
antrages, welcher den Wein= und Obstweinzoll, der eine Einnahme von 170
Millionen repräsentiert, aufhebt, zunächst jene Anträge in Beratung ziehe,
die bestimmt sind, diesen Ausfall zu kompensieren. — Jules Roche wendet
ein, wenn man in die Beratung der Getränkesteuer eingehe, so werde das
Budget nicht votiert werden können. Er beantragt, das Einnahmen-Budget
en bloc nach den Ansätzen des Jahres 1887 zu votieren. Dieser Antrag
wird mit 261 gegen 251 Stimmen abgelehnt. Nach der Ablehnung des
Amendements Roche beginnt die Kammer die Spezial-Beratung des Ein-
nahmen-Budgets.
Am 14. März genehmigt die Kammer, ungeachtet der Ein-
wendungen Tirards, mit 317 gegen 229 Stimmen den Entwurf
der Budget--Kommission, betreffend die Aufhebung der eine Ein-
nahme von 160 Millionen repräsentierenden Zölle auf Getränke.
14. März. (Kundgebung gegen Italien.) In Arles
kommt es bei dem Begräbnis einiger Zuaven, die von Italienern
erschlagen worden sind, zu einer lärmenden Kundgebung gegen
Italien. Alle Behörden wohnen dem Begräbnis bei, Militär bildet
Spalier, 20,000 Menschen sind im Zuge, die in einem fort: „Nieder
mit Italien! Revanche!“ schreien. Die Einlieferung der gefangenen
Italiener in das Gefängnis ist sehr gefährlich. Der rasende Pöbel
verlangt ihre Köpfe.
15. März. (Boulanger.) Das „Journal Officiel“ ver-
öffentlicht einen Bericht des Kriegsministers.
Derselbe erinnert an das frühere Verhalten des Generals Boulanger
unter verschiedenen Umständen, sowie an die Maßregelung, deren Gegenstand
er gewesen, und führt aus, daß Boulanger kürzlich dreimal, und zwar am
24. Februar, dann am 2. und 10. März, ohne Ermächtigung sich nach Paris
begeben, die beiden letztenmale verkleidet, mit dunkler Brille versehen und
sich hinkend stellend. Der Bericht konstatiert die Schwere solcher Verstöße
egen die Disziplin seitens eines Generals und beantragt die Versetzung
Böulangers in den nichtaktiven Stand durch Entziehung seines Postens. —
Dieser Bericht hat die Genehmigung des Präsidenten der Republik erhalten.
Die Absetzung wird von der republikanischen Partei gebilligt;
die boulangistische Presse dagegen gerät in große Wut; u. a. er-
klärt sie, Boulanger sei Deutschland geopfert worden.
15. März. (Kammer.) Die Deputiertenkammer lehnt den