Frankreich. (Dezember 13.—20.) 345
sonen teilnehmen. Bei demselben hält Boulanger eine Rede, in
welcher er ausführt,
die gegenwärtige Lage sei ähnlich, wie am 2. Dezember 1851; aber
kein Mensch sei so thöricht, ein autoritäres Regime von damals wiederher-
stellen zu wollen; man dürfe nicht auf 1851, sondern auf 1789 zurückgreifen;
es lägen dieselben Bedürfnisse im Innern, dieselbe Notwendigkeit vor, die
nationale Verteidigung zu organisieren. Zu diesem Zwecke sei eine Revision
der Verfassung das Mittel, um eine Republik herzustellen, deren Verfassung
ein nicht nach ministeriellem Belieben, sondern ein von der Nation ausge-
arbeiteter und angenommener Gesellschaftsvertrag sein würde, ein solcher
würde in Wahrheit die nationale Republik darstellen. In einigen Monaten
würden 8 Millionen ihre Stimme für eine solche Republik abgeben.
13. Dezember u. folgd. (Panamakrach.) Am 13. Dezember
beschließt die Panamas-Gesellschaft, die Einlösung der Koupons der
Obligationen, welche am 15. d. M. fällig sind, sowie der nächst-
fälligen Aktienkoupons zu verschieben. Am 14. Dezember bringt
in der Deputiertenkammer der Finanzminister Peytral eine Panama-
Vorlage ein. Die Regierung erklärt, diese Abweichung vom bürger-
lichen Recht (Suspendierung der Zahlungen auf 3 Monate ohne
Falliterklärung) erscheine gerechtfertigt durch das Interesse an dem
Panama-Unternehmen. Der Aufschub würde gestatten, Vorschläge
in Erwägung zu ziehen. Sie habe allein die Lage der kleinen
Obligationsbesitzer im Auge. Wenn die Vorlage abgelehnt werden
sollte, so sei die Gesellschaft fallit; wenn die Vorlage angenommen
werde, würde die Gesellschaft Zeit gewinnen. Die Kammer wählt
darauf zur Beratung der für dringlich erklärten Vorlage eine
Kommission.
In der Kommissionssitzung, die alsbald stattfindet, gibt der Minister
der Hoffnung Ausdruck, daß sich eine neue Gesellschaft bilden werde, um
den Kanal zu vollenden. Inzwischen sollten die provisorischen Leiter die
Befugnis haben, die Arbeiten sortzufezen. Die Kommission tritt darauf zu
einer neuen Sitzung zusammen, worin sie den Gesetzentwurf der Regierung
mit 18 gegen 4 Stimmen ablehnt und auch der Gesetzentwurf, betreffend die
Bildung einer neuen Gesellschaft, abgelehnt wird. Der Bericht des Referenten
erklärt, daß die Kammer nicht das Recht habe, auf eine Angelegenheit, wie
die vorliegende, gesetzgeberisch einzuwirken. Vorlage und Bericht gelangen
darauf an die Deputiertenkammer, welche die Vorlage mit 262 gegen 188“
Stimmen ablehnt. Ein sehr beträchtlicher Bruchteil der Abgeordneten scheint
sich des Votums enthalten zu haben.
Noch vor dem Zusammenbruch traten Lesseps und die Mitleiter des
Unternehmens zurück.
Der neue Verwaltungsrat und die provisorischen Administratoren der
Panama-Gesellschaft beschließen alsdann, bis Ende Januur k. J. eine General-=
Versammlung der Aktionäre einzubernfen und derselben Vorschläge zu machen,
um aus der jetzigen Lage herauszukommen.
20. Dezember. (Budgetberatung.) Die Beratung des