Die Rämishe Kurie. (Februar 27. — März Anf.) 359
über Marokko ausgeübt habe, regeln möge. Das Ersuchen erfolgt
auf Anregung Spaniens, welches die Gesandtschaft durch mehrere
seiner Offiziere geleitet. Der Papst berührt in der Beantwortung
der Ansprache des Führers die von demselben angeregte Frage mit
keinem Worte. Der Staatssekretär aber, welcher darauf die De-
putation empfängt, läßt durchblicken, daß der Paypst sich nicht ein-
mischen werde.
27. Februar. (Deutsche Pilger.) Der Papst empfängt
deutsche Pilger und andere in Rom anwesende Deutsche, zusammen
etwa 1200 Personen in einer feierlichen Audienz, welcher 20 Kar-
dinäle beiwohnen. Der Bischof von Mainz verliest eine Adresse
in lateinischer Sprache, welche anläßlich des Jubiläums dem Papste
die Glückwünsche und die Ehrerbietung der deutschen Katholiken
ausspricht. In derselben heißt es nach der „Köln. Volksztg.“:
es möge geschehen, daß die Ordnung und alle Einrichtungen der
bürgerlichen Gesellschaft sich nach christlichen Grundsätzen und gemäß den
Mahnungen des obersten Glaubenslehrers richten und regeln, und so die
Menschen in Gerechtigkeit und in der Fülle jenes Friedens leben, der aus
der richtigen Gestaltung des Staatslebens und aus der religiösen Gesinnung
und wechfelseitigen Liebe der Völker erblüht. Dies wird aber unserer Ueber-
zeugung nach nur dann erreicht werden, wenn der hl. Mutter, der Kirche,
die volle Freiheit, die sie nach dem Willen ihres göttlichen Stifters und
gemäß ihrer Natur genießen muß, gewährt und dem apostolischen Stuhle
jene selbständige und ganz unabhängige Machtstellung zurückgegeben wird,
die demselben zur Erfüllung seines hl. Amtes unumgänglich notwendig ist.
Der Papst erwidert,
er kenne die Frömmigkeit der deutschen Katholiken und deren Liebe
zum heiligen Stuhl. Sodann spricht der Papst über die Sache des Katho-
lizismus, welche mit allen Kräften verteidigt werden müsse, und gedenkt der
Einigkeit, mit welcher die Nationen ihm und der pästlichen Macht anläßlich
des Jubiläums so große Huldigungen gezollt hätten. Wenn er nicht davon
ablasse, stets aufs neue die ihm zustehenden Rechte in Anspruch zu nehmen,
so geschehe dies, damit die Freiheit des Papstes allen Nationen zum Vorteil
gereiche; er wolle den Deutschen keine besonderen Belehrungen erteilen, sie
fänden solche in den Encykliken an die preußischen und bayerischen Bischöfe. Die
deutschen Katholiken sollten fortfahren, auch ferner für die Freiheit und Un-
abhängigkeit der Kirche zu wirken. Viel sei bereits dank dem Wohlwollen
des debischen Kaisers und der Regierungen in Preußen und in den anderen
deutschen Staaten geschehen. Möchten die Katholiken auch ferner in Einig-
keit, Weisheit und Beständigkeit ihrer Sache dienen.
Anfang März. (Die Kurie und Rußland.) Fürst Lo-
banow erklärt dem Wiener Nuntius Galimberti offiziell, daß der
Zar thatsächlich von dem Wunsche beseelt sei, den Kirchenstreit in
Polen zu schlichten; nur müßten vor allem drei Punkte klargestellt
werden:
1. sollte für alle nicht streng liturgischen Kirchenhandlungen in den