374 Dãnemark. (Oktober 1. — November Ende.)
angehörigen Reichstagsdeputierten eingeladen werden, nimmt eine
Resolution an, in welcher eine Politik der Verhandlungen anem-
pfohlen wird.
1. Oktober. (Reichstag) wird ohne Thronrede eröffnet, und
die bisherigen Präsidenten werden wiedergewählt.
Am 2. Oktober wird dem Folkething das Budget für das
Finanzjahr 1. April 1889—31. März 1890 vorgelegt, das ein De-
fizit von 3.342,444 Kr. ergibt.
Anfang November. (Die Linke und der König.) Die
Oberverwaltung der Linken-Organisation erläßt einen Aufruf an
Gesinnungsgenossen hinsichtlich der zu beobachtenden Haltung bei
der bevorstehenden 25jährigen Regierungsfeier des Königs. Es heißt
darin:
Was in den verflossenen 25 Jahren geschehen ist, enthält nach unserer
Ansicht keine Aufforderung, den Tag als Jubelfest zu begehen Der
Zeitraum verlief unter Verfassungszuständen, welche dadurch bezeichnet werden,
daß die Machthaber ohne Zustimmung des Reichstags über die Staatsmittel
verfügen, daß das Volk durch Gesetze regiert wird, zu denen die Genehmigung
des Reichstages nicht erworben ist, und daß große Veranstaltungen trotz der
versagten Zustimmung der Volksvertretung getroffen worden, welche auf die
Finanzen des Staats zerrüttend wirken und Gefahr für dessen Stellung nach
außen mit sich bringen werden. Unter diesen Umständen kann die Erinne-=
rung an die verflossenen 25 Jahre nicht zu festlicher Freude oder zu Glück-
wünschen zwischen König und Volk stimmen. Es würde keine Wahrheit in
solchen Glückwünschen sein.
14. November. (Oppositionspolitik.) Der Präsident des
Folkething, Hoysbro, erklärt in der Kammer,
daß unter geregelten Verhältnissen eine Beglückwünschung des Königs
zu der Regierungs-Jubelfeier seitens des gesamten Folkethings natürlich er-
folgt sein würde, daß dies aber bei dem Zwiespalt der Parteien nicht mög-
lich sei. Die Linke des Folkething stimmte dem zu, die Rechte desselben ver-
ließ kurz vor Schluß der Sitzung den Saal.
15. November. (25jähriges Regierungsjubiläum des
Königs.) Von beiden Häusern hatten zahlreiche Mitglieder um
eine Audienz nachgesucht, welche ihnen gewährt wurde.
Der Präsident des Landsthings, Advokat Liebe, hielt eine Ansprache
an den König, auf welche dieser erwiderte: „Indem auch ich das Vertrauen
hege, daß der Wahrheit gegeben werde, was der Wahrheit gehört, hoffe ich
üe ein fruchtbares Zusammenwirken zwischen dem Reichstag, mir und meiner
Regierung zum Heile des Landes und des Volkes, dessen Wohl — davon
bin ich überzeugt — uns allen im gleichen Grade am Herzen liegt.“
Ende November. (Die Rechte des Folkethings) verwahrt
sich gegen die Erklärungen des Vorsitzenden Hoysbro (vgl. 14. No-
vember), worauf dieser entgegnet, es stehe in allen parlamentari-
schen Versammlungen dem Vorsitzenden zu, im Namen der ganzen