Pereinigte Staaten von Mordamerika. (Novbr. 10.— Dezbr. 1. Hälfte.) 409
Vereinigten Staaten in London beauftragt, Lord Salisbury mitzu-
teilen, das gute Einvernehmen zwischen den Vereinigten Staaten
und England könne nur durch anderweitige Besetzung des englischen
Gesandtschaftspostens in Washington gefördert werden, teilt am 30.
Staatssekretär Bayard im Auftrage des Präsidenten Cleveland Sack-
ville mit,
daß aus der englischen Regierung bereits mitgeteilten Gründen Sack-
villes ferneres Verbleiben auf seinem bisherigen Posten für die Regierung
der Vereinigten Staaten nicht mehr annehmbar und deshalb nachteilig für
die Beziehungen der beiden Länder sein würde.
10. November. (Wahlmännerwahl.) Bei der Wahl der
Wahlmänner für die Präsidentschaftswahl werden auf den republi-
kanischen Kandidaten Harrison 233, auf den demokratischen, Präsi-
dent Cleveland 168 Wahlmänner gewählt.
1. Hälfte Dezember. (Finanzen.) Der Bericht des Staats-
sekretärs Farschild konstatiert,
daß der am 29. September 1888 in der Staatskasse vorhanden ge-
wesene Ueberschuß sich auf 96.444,845 Doll. belaufen habe, der Ueberschuß
am 30. Juni 1889 würde, wenn man nicht mehr Obligationen ankaufe,
voraussichtlich 127.000,000 Dollars betragen. Unter Zugrundelegung des
gegenwärtigen Standes der Einnahmen dürfte der Gesamt-Ueberschuß am
30. Juni nächsten Jahres 228 Millionen betragen, die man während der
nächsten 19 Monate zum Rückkauf von Obligationen verwenden könnte und
sollte. Der Bericht hebt ferner hervor, daß, wenn die Einnahmen fortdauernd
dieselben blieben, wie sie gegenwärtig sind, sie ausreichen würden, um vor
dem Jahre 1900 die gesamte Schuld, welche sich mit allen Zinsen auf etwa
1393 Millionen belaufe, zu amortifieren. Dies beweise am besten die absolute
Notwendigkeit, die Staatseinnahmen und das Steuersystem sobald wie mög-
lich in ein richtiges Verhältnis zu einander zu bringen.
1. Hälfte Dezember. (Botschaft.) Präsident Cleveland läßt
dem Kongreß eine Botschaft zugehen,
in welcher er auf einer Revision des Zolltarifs besteht, die notwendig
sei, um die übermäßige, ungerechtfertigte und gefährliche Anhäufung von
Geldern in der Schatzkammer herabzumindern. Das Verhältnis der Ver-
einigten Staaten zu den fremden Mächten anlangend, so befänden sie sich
mit allen in Frieden, über die schwebenden Fragen seien freundschaftliche
Verhandlungen im Gang. Ueber das Verhalten des bisherigen englischen
Botschafters Sackwville spricht sich die Botschaft scharf tadelnd aus. Im
übrigen empfiehlt dieselbe eine Suspendierung der Silberausprägung. Der
Fischereivertrag mit England biete eine praktische Unterlage zu einer für
beide Teile ehrenvollen Regelung der zwischen denselben bestehenden Diffe-
renzen. Betreffs der Naturalisationsfrage sagt die Botschaft, es empfehle
sich die Revision derselben zur Verhinderung der Mißbräuche der Einwan-
derer, welche das amerikanische Bürgerrecht nachsuchten, dann in die Heimat
zurückkehrten und sich dadurch ihren Pflichten und Verantwortlichkeiten für
beide Länder entzögen, während sie den Schutz Amerikas beanspruchten, wo-
durch ernste internationale Verwickelungen herbeigeführt würden.