Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Siebenter Jahrgang. 1891. (32)

128 Das deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Okt. 30.—31.) 
diejenige Unterstützung innerhalb der gesitteten Kreise Meines Volkes nicht 
fehlen wird, ohne welche eine durchgreifende Abhilfe nicht erwartet werden darf. 
Neues Palais Potsdam, den 22. Oktober 1891. 
                                                                                                 Wilhelm R. 
               An das Staatsministerium. 
30. Oktober. (Bayern.) Das Kultusministerium versagt 
den Altkatholiken definitiv die Anerkennung als öffentliche Kor- 
poration und verbietet ihnen den Gebrauch der äußeren Insignien 
des katholischen Kultus (die Aktenstücke im „Staatsarchiv“ Bd. 52). 
30. Oktober. (Stuttgart.) Die Abgeordnetenkammer nimmt 
ein Gesetz betreffend die Erhöhung der Zivilliste um 200,000 Mark 
mit 83 gegen 3 Stimmen an. 
31. Oktober. (Stuttgart.) Die von der Kammer einstimmig, 
nach Ablehnung eines Amendements, betr. Abschaffung der Vor- 
rechte der Geburt und des Amtes für die zweite Kammer, beschlossene 
Antwortsadresse lautet: 
                                           Eure Königliche Majestät 
haben nach Antritt Allerhöchst Ihrer Regierung die Stände des Landes um 
sich versammelt. 
In tiefem Schmerze trauert mit Euer Königlichen Majestät die Kammer 
der Abgeordneten um den Heimgang Sr. Majestät des Königs Karl. Die 
reichen Segnungen Seiner langen und glücklichen Regierung sichern dem 
hohen Verewigten im Herzen des dankbaren Volkes ein unvergängliches 
Andenken. 
Das württembergische Volk, mit seinem Fürstenhause in Freud und 
Leid stets innig verbunden, wird auch Eurer Königlichen Majestät Liebe mit 
Liebe vergelten, Vertrauen mit Vertrauen erwidern. Als die Vertreter dieses 
Volkes bringen wir Eurer Königlichen Majestät die feierliche Versicherung 
unwandelbarer Treue und unablässiger Bereitwilligkeit zur pflichtmäßigen 
Unterstützung aller auf das Wohl des Vaterlandes gerichteten Bemühungen 
entgegen. 
Mit Freuden haben wir die hochherzigen Worte vernommen, mit 
welchen Euer Majestät der festgefügten und machtvollen Einigung gedenken, 
welche dem deutschen Volke als die Frucht langen und schweren Ringens in 
dem wiedererstandenen Deutschen Reiche für alle Zeiten gewonnen ist. Den 
Verpflichtungen gegen das Reich gewissenhaft nachzukommen, werden auch wir 
uns stets angelegen sein lassen. 
Eure Königliche Majestät haben uns die ernste Absicht kundgegeben, 
der Pflege eines stetigen, besonnenen Fortschritts auf allen Gebieten des 
staatlichen Lebens, der Pflege der Religion und der Fürsorge für das geistige 
und sittliche Wohl des Volkes, der Sicherung und Hebung der volkswirt- 
schaftlichen Interessen, der gleichmäßigen Förderung der Gewerbe und der 
Landwirtschaft Allerhöchst Ihre unausgesetzte Sorgfalt und Aufmerksamkeit 
zu widmen. Mit dankbarer Freude haben wir hievon Kenntnis genommen. 
Wir sind gern bereit, Eurer Königlichen Majestät auf diesen Wegen zu 
folgen und bei den zur Erreichung dieser Ziele erforderlichen Vorlagen nach 
unsern Kräften und unserm besten Wissen mitzuwirken. 
Eine zeitgemäße Revision der Landesverfassung, insbesondere hinsicht- 
lich der Zusammensetzung der Ständeversammlung, haben wir uns wieder-
	        
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