Das deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Februar 3. —6.) 15
auswandern könnten, in dem Gold und, ich weiß nicht, was sonst alles auf
der Hand lag, ist man jetzt in ein pessimistisches Extrem nach der anderen
Seite umgeschlagen. Die gegenwärtige Kolonialregierung hält an den Tra-
ditionen ihrer Vorgängerin auch in Bezug auf diese Kolonie fest; wir ver-
folgen dieselben Ziele, wie sie in früheren Jahren verfolgt worden sind. Ich
will sie nicht damit ermüden, zu verlesen etwa die Motive für das Gesetz
vom 2. Februar 1889, durch das der Reichskommissar in Ost-Afrika ein-
gesetzt wurde, in denen gauz klar ausgesprochen worden ist, wie die verbün-
deten Regierungen das Verhältnis der Regierung in den Kolonien zu den
Weißen und zu den Eingeborenen sich denken. Genau auf diesen Grund-
sätzen fußend find diejenigen Instruktionen gegeben worden, die der Civil-=
beamte und der Offizier in Südwest-Afrika erhalten haben. Diese Instruk-
tionen gehen im ganzen darauf aus, daß sie die Weißen zu schützen, sich
aber in Händel der Eingeborenen nicht zu mischen haben. Nach diesen In-
struktionen ist früher und auch jetzt verfahren worden. Ich komme nachher
noch darauf zurück.
Man hat weiter die Frage gestellt, wie die verbündeten Regierungen
sich dann stellen würden zu der Zulassung ausländischer Gesellschaften. Wir
haben nichts dagegen und haben das durch die That an vielen Orten be-
wiesen, sind auch durch Verträge dazu verpflichtet, andere als Deutsche in
unseren Kolonien thätig zuzulassen. Indessen darin weiche ich doch von dem
Herrn Abg. Dr. Hammacher ab: wenn es schließlich so weit käme, daß eine
Kolonie nur durch Nichtdeutsche exploitiert würde, so würde ich der Mei-
nung sein, daß der deutsche Schutz gegenstandslos geworden ist; denn was
haben wir für ein Interesse, Geld und Ehre zu engagieren für Nichtdeutsche ?
(Sehr richtig!)
So weit ist die Sache indessen, was Südwest-Afrika angeht, noch
nicht gekommen. Die Zahl der Deutschen, die bis jetzt dort thätig sind, ist
allerdings sehr gering, aber wir brauchen zur Zeit die Hoffnung noch nicht
aufzugeben, daß sich dies Verhältnis ändern wird.
Es sind im Augenblick Verhandlungen mit einer Gesellschaft im Gange,
und wenn nicht im letzten Augenblick Störungen eintreten, haben wir die
Hoffnung, daß sie perfekt werden, da die Gesellschaft, im wesentlichen aus
Deutschen mit deutschem Kapital zusammengesetzt, mit ihrem Besitz in Deutsch-
land gegründet, sich die Aufgabe stellen wird, einen Teil der Dinge zu über-
nehmen, die bisher in den Händen der südwestafrikanischen Gesellschaft waren.
Ich kann bei dem Stande der Berhandlungen mich auf Einzelheiten nicht
einlassen, kann mich aber der Hoffnung hingeben, daß, wenn dieser Vertrag
zu stande kommt, die deutschen Interessen in einer gedeihlichen Weise in
Südwest-Afrika sich werden entwickeln können, und daß damit jeder Grund
für die Regierung, der Gesellschaft, die sich gründet, oder denen, die sich noch
gründen werden, die Bestätigung zu versagen, wegfällt; denn wenn mein
Amtsvorgänger, ebenso wie ich bisher, Gesellschaften die Genehmigung, in
Südwest-Afrika sich zu etablieren, versagt hat, so geschah es, weil es vor-
wiegend nichtdeutsche Gesellschaften waren. Der Herr Abg. Dr. Hammacher
hat an mich die Anfrage gerichtet, ob ich die Absicht hätte oder gehabt
hätte, Südwest-Afrika zu verkaufen, da es in Zeitungen gestanden hat. Ich
habe wirklich geglaubt, bei meiner Enthaltsamkeit in Bezug auf die Presse
nachgerade über derartige Fragen fort zu sein. Wenn ich auf alles das er-
widern wollte, was in der Presse steht, so hätte ich viel zu thun, und diese
Nachricht gehört genau in den Kreis der massenhaften Fabeln, die heute
verbreitet werden. (Sehr gut!)
Wenn dies nun der Standpunkt der verbündeten Regierungen ist, so
ist weiter die Frage angeregt worden, ob das nun für alle Zeiten so wäre.