Italien. (Juni 21.—Juli 8.) 251
litik, als dessen Urheber Crispi bezeichnet wird. Crispi stellt je-
doch in Abrede, der Autor des Artikels zu sein.
21. Juni. Ein Zirkular des Ministers des Innern Nicotera
an die Präfekten untersagt kraft des Artikels 113 des Strafgesetz-
buches jede öffentliche Bereinigung oder jedes Meeting, die
den Zweck verfolgen, öffentliche Kundgebungen oder Versammlungen
bezüglich des Dreibundes zu veranstalten. Damit wird einer Agi-
tation entgegengetreten, welche von den Leitern der irredentistischen
Partei geplant war, um im ganzen Bereich des Königreichs die
Bevölkerung gegen die auswärtige Politik der Regierung aufzureizen.
24. Juni. (Deputiertenkammer.) Bei der Beratung des
Budgets erklärt der Schatzminister Luzzatti, das Defizit des
Budgets für das Finanzjahr 1891,92 betrage 5,424,096 Lire.
Diesem Defizit stellte die Regierung neue Ersparnisse im Betrage
von 2,068,900 Lire, sowie neue Einnahmen in Höhe von 3,200,000
Lire gegenüber. (Beifall.) Was die Lage des Staatsschatzes betreffe,
so werde dieselbe im Einvernehmen mit den Spar= und Versorgungs-
kassen geregelt werden. (Beifall.) Das italienische Budget habe sich
fortdauernd gebessert; diejenigen handelten daher nichtswürdig und
perfide, welche behaupteten, die finanzielle Lage Italiens sei schlecht,
und die somit den Kredit Italiens verleumdeten. (Lebhafter Beifall.)
28. Juni. In der Kammersitzung verkündet der Minister-
präsident Rudini unter dem enthusiastischen Beifall einer über-
wältigenden Majorität, daß der Dreibund auch in Zukunft be-
stehen bleiben werde.
6. Juli. (Venedig.) König Humbert begibt sich nach
Venedig aus Anlaß des Stapellaups der „Sicilia“; dort wird er
empfangen von dem englischen Admiral Horkins, der mit der eng-
lischen Flotte im Mittelmeer weilt und in ostentativer Weise mit
seinen Offizieren dem Stapellauf beiwohnt.
8. Juli. (Venedig.) Der König und die Königin be-
geben sich an Bord des „Brambow“, woselbst der König beim
Frühstück folgenden Trinkspruch hält:
„Ich trinke auf die Gesundheit der erhabenen Königin und Kaiserin,
auf das Wohlergehen des großen englischen Volkes, des treuen Freundes
Italiens in bösen, wie in guten Tagen; ich trinke auf das Wohl seiner
ruhmreichen mächtigen Flotte, derer würdige Vertreter ich mit Freude hier
sehe. In diesen Gruß stimmt, ich weiß es, das ganze italienische Volk mit
mir ein.“
Der Kommandant des englischen Geschwaders trinkt